Tage 10, 11 u. 12, über Mijavols & Cassagnas nach Le Plagnal

Ein langer Nachtrag und ein Eselbaby zum Schluß.

Ich bin, Kopf und Herz voller Erinnerungen und Emotionen, wieder daheim in Berlin und bevor es in den kommenden Tagen und Wochen so nach und nach all meine Notizen als komplettes Tagebuch hier im Blog geben wird, gibt es heute (auch weil es mir selber Freude macht) die letzten drei Tage in Kurzform/ im Schnelldurchlauf.

Mijavols, bei Martin und Francis Chaptal zu Gast.

Ich habe von diesem Weg, der uns von Pont de Montvert nach Mijavols führt, nicht sehr viele Fotos, weil das Wetter so schlecht war und ich keine Lust zum fotografieren hatte. Vielleicht ist das erste Bild, welches meinen treuen Esel im Regenumhang zeigt, das beste, weil ehrlichste Bild des Tages, welcher mit Regen begann und endete – was sicher kein Grund zur Freude ist. Doch die Umstände, die mich am Zielort erwarteten, dürfen durchaus als Höhepunkt der Tour betrachtet werden. Auch wenn ich, dies sei nicht verheimlicht, einige Zeit brauchte, um mich darauf einzulassen.

Regenjacke

Ich verlasse die Auberge des Cevennes mit gemischten Gefühlen. Mich ärgert die ausgeschaltete Heizung, mein Kleidung wurde über Nacht nicht trocken, mich störte der Kaffee in der Espressotasse aus der Mikrowelle, die Lieblosigkeit vieler Details, die einfach nicht zu diesem charmanten Haus, seinen wirklich netten MitarbeiterInnen und dem tollen Abendbrot paßten. Doch der Regen läßt mich schnell an den neuen Tag denken und ich weiß, wo es gestern noch runterging, wird es heute wohl auf der anderen Seite für ein gutes, schweres Stück bergauf gehen und Nassis läuft erstmal nicht besonders lustvoll. Mein Stöckchen kratzt hinter ihm auf der Straße und treibt ihn so vorsichtig an und oft ziehe ich ihn zurück auf den Weg, wenn er zu sehr am linken oder rechten Wegesrand frißt. Weiter und hoch und schneller bitte. Geh, geh, geh. Nach einer Stunde holt uns die erste Wandergruppe ein und heute mache ich mir diesen Umstand doch recht gern zu nutze, lasse Nassis kurz fressen und als echtes Herdentier mit Freude an der Gruppenarbeit läuft mein Esel zusammen mit den zahlreichen Wanderern ohne weitere Probleme bis auf die Hochebene, die aus satten Wiesen, großen Granitfelsen und Ginster zu bestehen scheint. Wolken ziehen knapp über und in den Tälern auch unter uns hinweg, ich halte mein Stöckchen über den Abgrund und pickse in den Nebel – es könnte Zuckerwatte sein. Sekunden später verirrt sich ein Wölkchen über unseren Weg, mein Nassis zieht den Kopf ein und für einen kurzen Moment tauchen wir ein in den Nebel, verschwindet die Landschaft um uns herum. Der Weg ist schön und führt uns schnell dem Ziel entgegen und der Regen setzt zum Glück immer wieder für längere Zeit aus. Nach einiger Zeit verlassen wir wieder den Stevenson Weg und biegen ab nach Mijavols, wo wir heute unterkommen werden. Alleine laufen wir weiter und ich freue mich über die Konzentration und Nähe zu meinem vierbeinigen Begleiter. Was stört mich der einsetzende Regen und kurz vor 15 Uhr sind wir in Mijavols. Das Haus auf der rechten Abhangseite wird es doch nicht etwas sein? Da hinten ein Dach mit Folie und Autoreifen abgedeckt macht mir Angst, niemand da, kein Mensch weit und breit und mit Entsetzen entdecke ich das Schild Gite d’étape. Vorsichtig drücke ich auf alle Türklinken, schaue in die vergammelte Scheune, lasse Nassis im Regen stehen, gehe ins Dorf und sehe auch hier keinen Menschen. Wo bin ich nur hingeraten, auf was ließ ich mich da nur ein? Meine Gedanken schwanken zwischen Wut und Verzweiflung, bis ein freundliches „hallo“ mich aus meinen fruchtlosen Gedanken reißt. Ein junger Mann mit Rucksack kommt des Weges, der drückt energischer auf die Türklinke, wir einigen uns auf englisch, 10 Minuten später brennt das Feuer im Kamin und wir kochen Tee und Kaffee, er teilt Brot und Käse mit mir, ich spendiere Nudeln mit Tomatensauce, gemeinsam erkunden wir die Unterkunft, entdecken saubere Toilette, Duschen, ganz einfache Betten, auf die wir unsere Schlafsäcke legen, einen Ölradiator der die nassen Sachen fix trocknet. „Ich bin übrigens Armand„. Auf dem großen Tisch liegt ein Zettel: Abendbrot um 20 Uhr bei Familie Chaptal unten im Dorf. Wir sitzen am Kamin und unterhalten uns, nach und nach kommen weitere Wanderer, es gibt immer wieder Tee und die Zeit vergeht viel zu schnell. Alles da, was ein müder, nasser Wanderer braucht und das Abendbrot im Wohnzimmer bei Martine&Francis wird mir unvergessen bleiben. Mit einer Schale besten Futters für Nassis gehe ich zurück zur Unterkunft. Danke, danke für die schöne Erfahrung.

Von Mijavols nach Cassagnas

5:30 stehe ich auf, schaue sorgenvoll in den Himmel, der stürmisch und regnerisch nichts Gutes für den angebrochenen Tag verheißt. Ich koche mir einen Tee, schleiche leise hinaus in den grauenden Morgen und nur Minuten später sind wir auf dem Weg zum nächsten Etappenziel. Ich entscheide mich wegen Nassis, seine Hufe machen mir Sorgen, für den kürzesten Weg, biege im Dorf scharf nach rechts auf die Straße, wir laufen unterhalb der Herberge wieder ein Stück zurück. Es ist eine kleine, unbefahrene Straße, der Weg führt ständig leicht abwärts, irgendwo im Tal rauscht ein Bach und wir sind allein für uns. Nassis trabt wie ein Hündchen neben mir her, nach wenigen Minuten hört der Regen auf und ich entdecke voller Freude die Schönheit des Weges, die Stille und Abgeschiedenheit. Schnell erreichen wir St. Julien Apron, werfen einen kurzen Blick auf die alte Burgruine und gehen weiter auf einem wunderschönen Weg, der früher mal eine Bahnlinie war.

Bahnweg

Blümchen

Tunnel

Wandern im Tal der Mimente, die sich über kleine Wasserfälle teils rauschend zu Tale bewegt, dem Ziel entgegen. Die Sonne kommt durch und ich bin zuversichtlich, frohgemut.

Mimente 1

12 Uhr sind wir schon am Ziel, weil Nassis teilweise so schnell lief, daß ich nicht mehr von Wanderung sprechen würde. Für ihn gibt es eine wunderbare Koppel und für mich einen Platz in einem Mehrbettzimmer. Das Espace Stevenson liegt toll gelegen im Tal der Mimente und steht (?) auf dem Platz eines alten Bahnhofs. Ich schaue mir die Hufe von Nassis noch einmal sehr genau an und beschließe die Reise hier und jetzt zu beenden. Es geht ihm gut, noch ist alles in Ordnung, doch jeder weitere Tag mit Last wäre ein Risiko und ich möchte meinen tierischen Freund nicht verletzten. Mit Lust und Laune futtere ich mich durch das Abendbuffet, schlafe aus, freue mich für meinen Esel, der einen kleinen Freund gefunden hat und warte auf Marie, die uns abholen wird. Ich habe nicht den Eindruck etwas zu verpassen, weil ich den Zielort gut kenne und wir die Route so oft variierten, daß dieser neue Schlußpunkt so gut wie jeder andere ist. Ein Tag Faulheit wird auch nicht schaden. Dann kommt sogar noch Armand vorbeigewandert und bevor er weiterzieht trinken wir zusammen Kaffee, tauschen unsere Adressen aus und verabschieden uns voller Herzlichkeit.

Hunde freund 1

Hund auf Esel

Tags darauf, ich hab grad die Koppel ausgemistet und das Stroh erneuert, kommt Marie mit einem Pferdetransporter – Sachen rein, ich vorn, Nassis hinten, auf dem Weg wird noch ein Esel eingesammelt und dann fahren wir zurück nach La Plagnal, sprechen über unsere gemeinsame Liebe zur Musik der Sinti und Roma (die ja auch viel mit Wanderung gemeinhaben) und zurück auf dem Hof entdecken wir die niedlichste Überraschung überhaupt – auf wackeligen Beinen steht ein kleines Poitou-Eselbaby da und blickt neugierig in die Welt. Marie freut sich riesig und welch schöneren Abschluß als dieses kleine Eselmädchen könnte es denn sonst für meine Reise geben.

EselbabyMarie1

EselbabyMarie2

Ich darf auch mal.

Eselbaby ich

Eselbaby liegt

Eselbaby2

Mit Pizza und Rotwein feiern wir die kleine Eseldame, beschützt von Balu verbringe ich noch eine Nacht auf dem Hof von Marie und dann heißt es nach 13 Tagen und mehr als 240km von meinem Esel Abschied nehmen. Ich packe das Auto, hänge den Hausschlüssel Balu um den Hals (der sicherste Ort der Welt), stecke Nassis die letzten Leckerlis ins Maul und schnuppere noch einmal an seinem Kopf. Machs gut lieber Freund.

Das letzte Bild.

Letztes Bild

 

 

Tage 7, 8 und 9 – Le Bonnetes, Mont Lozere und Le Pont de Montvert

Am 28.5. wichen wir am Nachmittag von der Stevenson-Route ab und wanderten durch einen schönen, dichten Wald zum Gite de l‘ Escoutal von Nathalie in Bonnetes. Ein Ort, der wie verwunschen abseits aller Wege liegt und aus unserer Richtung kommend leider nicht ganz leicht zu finden war. Doch die Ruhe und die Abgeschiedenheit, der persönliche Charme und die ganze Atmosphäre waren jeden Schritt und jedes Eselandrängeln wert.

Katzentisch

Nassis ist bestens versorgt und bekommt für die gewittrige Nacht sogar artgerechte Gesellschaft. Nathalies alter Esel, fast 40, leistet meinem Grauen Gesellschaft und ich werde am Kamin zum Abendbrot sehr lecker bekocht.

Am nächsten Morgen, es ist der 29.5. machen wir uns zeitig auf zum Mont Lozere und Nathalie ermahnt mich zu mehr Strenge. Nassis soll und muß arbeiten – auch wenn wir gut und schnell vorankommen – muß ich wohl noch strenger sein und er soll nicht so viel fressen. Ihm das beizubiegen wird schwer, sehr schwer, doch die Ankunft in Mont Lozere ist ein Kinderspiel. Nassis bewältigt die ersten 5 km in genau einer Stunde und zum Dank kaufe ich ihm im Supermarkt in Bleymard einige Möhren und mir was Süßes, was er auch sofort ausprobieren will. Nichts da, du alter Esel. Nein die Dame, es ist kein schwangeres Eselmädchen, es ist ein zu dicker Eselboy. Glauben sie es ruhig. Niemals würde ich eine Dame mit meinem Gepäck beladen. Nun lauf mein Esel. Und wie der läuft. Die Uhr schlägt 15 und ich liege im Le Refuge in der Wanne. Das Wetter ist mäßig und kalt, doch das Abendbrot wie schon in den anderen Unterkünften zuvor ganz ausgezeichnet und mein Nassis hat sogar einen richtigen Unterstand.

Auf nach Le Pont de Montvert

Gipfel

Punkt 7:12 biegen wir auf die Straße, auf deren anderer Seite die Pferde in ihrer Koppel nur schemenhaft zu erkennen sind. Der Wind treibt den feinen Wasserstaub mit Wucht über die Landschaft. Nur einige Meter und wir biegen von der Straße auf den Wiesenweg, den wir hoch zum Sommet de Finiels (1699 Meter) wandern werden. Nassis läuft und läuft … unglaublich, nach etwas mehr als einer Stunde stehen wir auf dem Gipfel und sehen nichts – die Welt um uns herum verschwindet im Nebel und dem tosenden Sturm, der Regen peitscht ins Gesicht, wir flüchten und verlassen den Berg in Rekordzeit.

(Der ganze Tagebucheintrag dann später, von zu Hause aus. Jetzt nur noch einige Bilder vom Weg nach Le Pont de Montvert, weil es der bisher schönste Tourabschnitt war.)

Im Ginster Schäfchenwolken Montvert

Tage 5 und 6 – Cheylard L’Eveque, La Bastide-Puylaurent und Chasserades

Cheylard L’Eveque 

Die Unterkunft im Refuge du Moure war allein die Reise wert, der Abend im Speisesaal mit all den anderen, freundlichen WanderInnen, mein Platz am Tisch mit den vier netten Damen (siehe Foto im vorangestellten Beitrag) das mehrgängige Menu und die schöne Lage des Ortes. Einfach nur zauberhaft. Am Morgen dann die erste Schrecksekunde des Tages: Ich gehe zur Koppel, Eselchen weg. Als wenn ich es schon geahnt hätte. Schlimmstes befürchtend gehe ich zurück ins Dorf, wo mir Nassis freudestrahlend entgegenkommt. Die gesammte Front des kleinen Cafes hat er verwüstet. Alles was dort angeplanzt war ist weg und kahl und leer. Voller Angst schaue ich mich um, nehme meinen Donkey am Ohr, bepacke ihn in windeseile und bevor das Dorf erwacht begeben wir uns auf die lange Etappe nach La Bastide-Puylaurent

Wir sind zuerst schnell unterwegs und erreichen nach kurzer Zeit schon das erste Etappenziel LUC. Das kommt von lucus (heiliger Hain) und die außerhalb des gleichnamigen Ortes gelegene Burgruine gehört zu den frühsten Besiedlungsorten des Gévaudan.

In Luc

Während des 30jährigen Krieges wurde die Burg geplündert (angeführt von einem Herrn, den wir alle wohl aus den 3 Musketieren kennen: Kardinal Richelieu.) Danach ging es stetig bergab mit der Garnison und später wurde der Haupturm, mit seiner Marienstatue weithin sichtbar, in eine Kapelle verwandelt.

Anschließend geht es ins Dorf LUC und dann weiter auf dem Stevenson Weg, was ein großer Fehler war. Wir latschen über einen Berg, der an der gleichen Stelle ankommt wie die viel leichter zu bewältigende Straße, lassen uns von vier völlig cholerischen Hunden (von denen es einer über den Zaun schafft) in die Flucht schlagen und obwohl ich beide Angreife abwehren kann, ist mein Nassis in seiner Not auf und davon in den Wald gestürmt, wo ich ihn nach gut einer Stunde suchen noch immer zitternd fand.

Danach haben wir uns einmal verlaufen und sind nach über zehn Stunden am Ziel in La Bastide-Puylaurent im Hotel La Grande Halte angekommen. Das Hotel klingt nach mehr als es ist. Doch für meinen Nassis ist bestens gesorgt, das Abendbrot ist absolut ok und ich sinke nur wenig später in einen tiefen Schlaf.

Am nächsten Morgen zuerst ein Blick aus dem Fenster und siehe da, mein Houdini ist wo er hingehört, spitzt die Ohren und stimmt ein freudiges I Ahhh an. Ein Anblick der das Herz erwärmt. Es ist nicht das schicke Auto, was man vor dem Hotel parkte. Nein, es ist der Esel hinterm Haus.

Koppel La Bastide

Frühstück, striegeln, bürsten, Hufe pflegen, Satteldecke, Tragegestell, Packtaschen links und rechts, Leckerlis, Rucksack auf und los. Wir haben 4km Anstieg vor uns und auch wenn es nur ca. 12km sind, heißt das nicht, daß wir trödeln. Nach 2 Stunden sind wir oben auf dem Berg und machen ein Picknick. Der Esel wird entlastet, darf sich tummeln und ich zücke den Fotoapparat, gehe einige Schritte und höre das Geräusch einer Getränkedose, die zerknautscht wird. Ich fahre herum und sehe noch wie sich der Unhold meine letzte, blaue Dose RedBull mit seinen spitzen Lippen gegriffen hat. Da steht er nun da, Kopf nach hinten und läßt sich den Inhalt (ich wußte, es war ein Fehler, sie offen stehenzulassen) in den Hals laufen. Der schluckt nicht mal. Na warte Freundchen. Wer so was trinkt muß Leistung zeigen.

Es war noch ein schöner Spaziergang durch den Wald,

Waldbild1

die Wiese mit den Butterblumen, die alle gefressen werden wollen …

Auf Wiese1

und am Ziel in Chasserades, im wundervollen Hôtel des Sources, komme ich auch zu etwas Erfrischung und Ruhe.

Perrier Mint

Bis hier her.

Tag 3 – unterwegs im Gévaudan

Langogne – Fouzilic – Fouzilac – Cheylard L’Eveque

Eine recht kurz, sehr schöne Etappe. Waldreich, gut zu wandern, manchmal stelle ich mir vor, wie hier die Bestie des Gévaudan ihr Unwesen trieb. Von Angst und Düsternis kein Spur. Mein Eselchen läßt es gemütlich angehen und da wir alle Zeit der Welt haben, lasse ich ihm sein Tempo und mahne nur hin und wieder zu etwas Schwung.

Im Wald

Heute waren wir bis auf wenige Momente wirklich ganz für uns. Still und gelassen liefen wir nebeneinander, Rauferein gab es keine mehr und wenn er es mit seiner Fresserei zu dolle trieb, hab ich ihn einfach etwas geschubst.

Eseltreffen

Gründe für ein Innehalten gibt es scheinbar viele. Die meisten bleiben mir ein Rätsel und ich ermahne mich selber oft zur Geduld. Erst heute Morgen hielt er plötzlich inne und starte in einen Garten, wo zwei ältere Damen sich um ihr Gemüse bemühten. Zuerst verstand ich nicht, was es da zu sehen gab, doch dann bemerkte ich, wie die eine ganz in rot gekleidet einen roten Eimer benutzte und die andere ganz in grün mit einem grünen Eimer hantierte. So etwas muß man sich doch in Ruhe angucken. Keine Frage und wenn dann plötzlich andere Esel hinterm Zaun auftauchen … machen wir halt eine Pause.

Abendbrot

Abendbrot im „Refuge du Moure“. Wobei Abendbrot für ein solches Menu wirklich nicht das passende Wort ist. Meine Wanderung ist zugleich eine kulinarische Reise. Es ist wundervoll und wo immer ich auftauche, freuen sich die Menschen, fragen nach dem Esel und wie lange wir uns schon kennen. Noch nicht lange genug und doch sind wir schon Freunde.

Kurze Statusmeldung – Tag 1&2 – Nassis und Erik auf Tour

Le Monastier sur Gazeille, Goudet, Bouchet St. Nicolas

Wir haben uns zusammengerauft und er war ein dickköpfiger Gegner. Doch nun steht fest, wer Esel und wer Boss ist. Wir hatten stehenbleiben, flüchten, alle 20 Meter anhalten, rückwärtslaufen, trödeln, schleichen, schnaufen, das volle Programm und ich habe zu keiner Minute mein Ziel aus den Augen verloren. Ich habe ihn durch steile Abhänge und schwierige Aufstiege geleitet, manchmal auch getrietzt, ich habe ihn vor Hunden beschützt und ihn sicher im Straßenverkehr geleitet. Jetzt verläßt er sich auf mich und heute haben wir 30km geschafft.

Startbild in Monastir

Das erste Bild. Fünf Minuten später waren wir auf uns allein gestellt.

Bouchet St. Nicolas – Langogne

Inzwischen sind wir ein Team. Nassis hat akzeptiert, dass er mir folgen muß und er vertrat mir. Ich habe ihn auch nicht mehr kurz am Führstrick sondern laufe mit einem langen Zweig wedelnd hinter ihm her (wenn er trödelt) oder bin neben ihm und er folgt mir wie ein Hündchen. Dafür lasse ich ihn fressen was er will und er frißt permanent. Er beherrscht die Kunst des fressenden Laufens oder wohl eher umgekehrt und hinterläßt dabei eine Spur der botanischen Verwürstung. Ihn im Cafe am Zaun anzubinden war ein Fehler, weil die Blumenkästen jetzt wieder kahl sind und die beiden Rosenstöcke rechts und links der Tür vor dem nahegelegenen Touristenbüro werden dieses Jahr wohl keine Blüten tragen – alle Knospen und die jungen Triebe, alles abgefressen. Wie, sie hatten da auch einen Kübel mit Ziergras? Können sie das beweisen? Ich seh da nichts mehr. Na bei Gras macht mein Esel keine Unterschiede … aber das da, das können sie gut als Dünger für den zweiten Ziergrasversuch benutzen. Nichts für ungut, aber wir müssen jetzt weiter. Eilig verlassen wir Pradelles, ein Ort, der unglaublich schön gepriesen wird. Mein Esel hat alles ruiniert.

Im Cafe

Mehr gibt es erstmal nicht zu berichten. Ich bin in wunderbaren Hotels untergebracht, werde mit mehrgängigen Menüs verwöhnt und wenn ich heute aus dem Fenster schaue, sehe ich meinen Grauen auf der Weide. Was könnte es schöneres geben und morgen ist es nur eine kurze Etappe von 15 km. Da sind wir zum Mittagessen mit durch.

Angekommen in Le Plagnal

Marie meinte vorhin, ich wäre jetzt bis morgen der König auf dem Eselhof. Ich herrsche also über 26 Esel, Gänse und Hühner, einen riesigen Hund, Haus und Hof und weiß inzwischen, wie das Tragegestell auf dem Rücken eines Esels befestigt wird. Ich bin da. Glücklich angekommen in Le Plagnal auf dem Hof LE MAS DES ÂNES von Marie und ohne es zu wissen, hatte ich gleich Kontakt zu meinem Esel. Kaum hatte ich den Motor abgestellt pochte etwas von draußen an die Scheibe und nur Augenblicke später schob sich ein großer Eselkopf zum Seitenfenster rein.

Nazir1

Maries Freund, ein Kanadier mit dem ich zum Glück engl. sprechen kann, hat mich inzwischen in allen wichtigen Dingen unterrichtet, die erste Trainingsrunde von gut 5 km haben wir gemeistert und morgen fährt Marie uns – Esel Nassis und mich – mit dem Auto zum Startpunkt nach Le Monastir-sur-Gazeille. Schön.

Nassis macht Pause

Link siehe Seitenleiste: Les Mas Des Ânes.

Reisevorbereitungen

Die Reisevorbereitungen laufen, ich bin schon jetzt aufgeregt wie ein kleines Kind und zähle die Tage. Von mir aus könnte es sofort losgehen. Und weil ich auch weiterhin, also nach der Reise, meinen lieben Leo und Esmeralda besuchen werde (wir sind ja mit dem Besitzer befreundet), kaufte ich mir einige wichtige Utensilien.

Utensilien

Hier sind meine Striegelbürste, Leckerli Banane&Karotte, ein Hufkratzer, Wiesen-Bussis, ein Striegel und mein schöner Führstrick. Lauter praktische Dinge, die ich während der Reise und danach benötigen werde und die mir zugleich ein schönes Souvenir sind. Lecker Wiesen-Bussis …

Die Route im Überblick

Da ich oft gefragt wurde, welchen Weg mein vierbeiniger Weggefährte (die Weggefährtin?) und ich gehen werden, gibt es vorab schon einmal die ganze Route im Überblick.

Route

  1. Tag, von Le Monastier sur Gazeille über Goudet nach Bouchet St. Nicolas. 23km für den Anfang.
  2. Tag, von Bouchet nach Langogne. 25km, hier endet die Auvergne und wir erreichen das Département Lozère. Ein schöner Weg, der uns durch eines der schönsten Dörfer, durch Pradelles, führen wird.
  3. Tag, von Langogne weiter nach Cheylard L’Eveque, durch das Gevaudan, wo die berühmte Bestie ihr Unwesen trieb und über 100 Menschen tötete.
  4. Tag, Cheylard – La Bastide (24km) und natürlich schauen wir uns die Abtei Notre Dame des Neiges an. Für den Umweg gibts ne Möhre extra.
  5. Tag, von La Bastide nach Chasseradès. Eine kurze Etappe.
  6. Tag, führt uns weiter nach Le Bonnetes. Wir werden ganz schön klettern und haben bestimmt einen tollen Ausblick auf den Mont Lozère.
  7. Tag und weiter bis nach Mont Lozère, wo wir die Cevennen im Überblick genießen werden. Also ich genieße den Ausblick, der Esel sicher seine Leckerli.
  8. Tag, wird schwierig, weil ein langer Abstieg vom Mont Lozère bis nach Pont de Montvert zu absolvieren ist. 18km.
  9. Tag, von Pont de Montvert nach Mijavols. 15 km.
  10. Tag von Mijavols nach Cassagnas (25km) vorbei an den Ruinen ser Burg von St. Julien. Von hier kamen die Hugenotten.
  11. Tag, Cassagnas in Richtung Süden. Von hier an gibt es die typischen Terassenfelder. Übernachten werden wir in St. Germain de Calberte.
  12. Tag, das Ende der Reise wird am Abend nach 20 km in St. jean du Gard erreicht sein. Hier verkaufte Robert Louis Stevenson seine Eseldame. Wir werden am nächsten Morgen mit dem Auto und Anhänger abgeholt.
  13. Rückreise