Die Bestie des Gévaudan – Teil 1

Von einer wahren Geschichte des Grauens, einem Krimi und anderen spannenden Dingen, denen man unweigerlich begegnet, wenn man auf dem Stevenson Weg unterwegs ist.

Foto: Eselbook. Darstellung der Bestie in Langogne.

Der 30. 6. 1764 war ein kühler Tag, ein Sonnabend, und die junge, vierzehn Jahre alte Hirtin Jeanne Boulet eilte um nach Hause zu kommen. Die ganze Woche über hatte sie mit den Tieren auf den Weiden verbracht und nun freute sie sich auf den freien Sonntag, ein Bad mit warmem Wasser und das Abendbrot im Kreise der ganzen Familie. Mutter hatte sicher schon das hübsche Kleid für den morgigen Gottesdienst herausgelegt und Vater würde bestimmt eine Kleinigkeit spendieren, wenn sie alle aus der Kirche kamen. Schnellen Schrittes eilte sie in Richtung Saint-Étienne-de-Lugdarès, wo sie sich sicher fühlen konnte. Zu gut noch hatte sie die schrecklichen Berichte eines Händlers aus Saint-Flour-de-Mercoire im Gedächtnis, der von einem brutalen Überfall auf eine Hirtin sprach.  Die Frau war nie zu Hause angekommen und man hatte ihren grauenvoll zugerichteten Körper später im Wald aufgefunden. Ängstlich blickte sie sich um und lief schnell weiter in Richtung Dorf. Noch ein paar Biegungen und hinter dem nächsten Hügel könnte sie bereits den Kirchturm sehen. War sie wirklich allein hier draußen? So allein hier draußen fühlte sie sich plötzlich unwohl und beobachtet. Ein Frösteln jagde ihr über die Schultern den Rücken hinab, als sie für einen letzten, kurzen Moment einen Schatten auf dem sandigen Weg erkennen konnte. Ein gewaltiger Schatten, der sie packte und zu Boden riß.

Foto: Eselbook. Darstellung d. Bestie an einer Hauswand in Luc.

Am nächsten Tag fanden Bauern die ins Haut-Vivarais verschleppte und verstümmelte Leiche des Mädchens. Kaum wiederzuerkennen, zerfleischt und teilweise aufgefressen. Schlimmer als alles bisher Dagewesene. Bis zu diesem Tage hatte niemand den Schreckensmärchen der Leute aus Saint-Flour-de-Mercoire so richtig Glauben schenken wollen. Zu unwirklich klangen die Berichte und niemand hier konnte sich erinnern, jemals von auch nur einem annähernd ähnlichen Vorfall gehört zu haben. Doch jetzt hatte die Bestie ihr erstes, verbürgtes Opfer gerissen und das Grauen nahm seinen Lauf – Bete du Gévaudan.

Hier endet für heute Teil 1 der Geschichte und ich gebe unumwunden zu, die historisch überlieferten Fakten etwas ausgeschmückt zu haben. Doch die Namen, Orte und zeitlichen Fakten, die Sache an sich und selbst die pathologischen Befunde sind wahr und gut dokumentiert.

 

 

 

Tag 3 – unterwegs im Gévaudan

Langogne – Fouzilic – Fouzilac – Cheylard L’Eveque

Eine recht kurz, sehr schöne Etappe. Waldreich, gut zu wandern, manchmal stelle ich mir vor, wie hier die Bestie des Gévaudan ihr Unwesen trieb. Von Angst und Düsternis kein Spur. Mein Eselchen läßt es gemütlich angehen und da wir alle Zeit der Welt haben, lasse ich ihm sein Tempo und mahne nur hin und wieder zu etwas Schwung.

Im Wald

Heute waren wir bis auf wenige Momente wirklich ganz für uns. Still und gelassen liefen wir nebeneinander, Rauferein gab es keine mehr und wenn er es mit seiner Fresserei zu dolle trieb, hab ich ihn einfach etwas geschubst.

Eseltreffen

Gründe für ein Innehalten gibt es scheinbar viele. Die meisten bleiben mir ein Rätsel und ich ermahne mich selber oft zur Geduld. Erst heute Morgen hielt er plötzlich inne und starte in einen Garten, wo zwei ältere Damen sich um ihr Gemüse bemühten. Zuerst verstand ich nicht, was es da zu sehen gab, doch dann bemerkte ich, wie die eine ganz in rot gekleidet einen roten Eimer benutzte und die andere ganz in grün mit einem grünen Eimer hantierte. So etwas muß man sich doch in Ruhe angucken. Keine Frage und wenn dann plötzlich andere Esel hinterm Zaun auftauchen … machen wir halt eine Pause.

Abendbrot

Abendbrot im „Refuge du Moure“. Wobei Abendbrot für ein solches Menu wirklich nicht das passende Wort ist. Meine Wanderung ist zugleich eine kulinarische Reise. Es ist wundervoll und wo immer ich auftauche, freuen sich die Menschen, fragen nach dem Esel und wie lange wir uns schon kennen. Noch nicht lange genug und doch sind wir schon Freunde.