Der Esel im Buch – Meine private ESEL-BUCH-MESSE.

Kennen Sie Bücherstapel? Bücherberge. Türme aus Büchern, die noch abzuarbeiten sind. Wobei abzuarbeiten vielleicht das falsche Wort ist. Lesen ist doch eine Freude und keine Arbeit – jedenfalls nicht, wenn es um Eselbücher geht. Und Sonntage, heute ist ein Sonntag, sind bestens geeignet, um etwas wegzulesen. Lesen wir …

Das Eselbook (Erik Kormann) hat natürlich so seine literarischen Vorlieben und mit Blick auf die letzten Wochen wären vielleicht die Bücher „BLAU – Wie die Schönheit in die Welt kommt“ von Kai Kupferschmidt, „RENDEZVOUS mit einem OKTOPUS“ von Sy Montgomery und „GESPRÄCH MIT EINEM ESEL“ von Ernst Strouhal (ein selten schönes und kluges Buch) unbedingt erwähnenswert. Doch jetzt liegen erstmal 506 Krimiseiten („Schweige still“ v. Michael Robotham) und „Die verfluchten Eier“ von Michail Bulgakow vor mir. Letzteres natürlich nur, weil „Der Meister und Margarita“ eins meiner Lieblingsbücher ist. So wie Harper Lee´s „Wer die Nachtigall stört“ und wirklich alles von Daniel Pennac. Also mache ich mir einen schönen Sonntag. Tee, Espresso und Crodino, Sofa, Sessel, Bett und Schreibtisch. Schreiben, lesen, umblättern … Seiten aus Papier. Mein Sonntag könnte schöner nicht sein.

Was noch?

Von meinem Buch „DER ESEL STEHT“ wurde eine 2. Auflage gedruckt und das Exposé für das neue, geplante Buch wurde letzte Woche an der Verlag geschickt (Graefe und Unzer). Nun heißt es Daumen drücken.

Vorschläge!

Das Eselbook wäre nicht das Eselbook wenn es nicht Eselbücher empfehlen würde. Gleich mal schauen, was die Bücherschränke so hergeben.

„Esel“ und „Esel halten“ sind meinem Dafürhalten nach zwei fachlich überzeugende Bücher für alle, die sich für Esel, Eselhaltung, Zucht und Pflege von Eseln interessieren.

Tim Moore und Michael Gantenberg bieten wundervolle Esel-Unterhaltung. Kurzweilig, lustig, schön geschrieben, unterhaltsam und voller schöner Details. Lesenswert.

„PAWLOWA“ möchte ich besonders hervorheben. Dieses Buch hat mich verzaubert. Es ist eine anrührende Geschichte. „ESEL“ von Jutta Person ist eine interessante, unbedingt wissenswerte Kulturgeschichte des Esels. Dieses dünne Büchlein ist mit seinen schönen Illustrationen das beste mir bekannt Tierportrait des Esels. (Aus der Serie „Natukunden“ kenne ich noch Raben, Fuchs, Schwein, Wolf und Elefanten. Wobei das sicher nicht alle sind. Erschienen bei Matthes&Seitz, Berlin).

Und jetzt kommen wir zu Robert L. Stevenson. Seiner Reise duch die Cévennen. Eine Wanderung, der ich viele Jahre später mit meinem Esel Narcisse folgte. Folgen Sie mir? Kann ich Sie etwas neugierig machen? „Le Chemin de Stevenson“ ist ein franz. Reiseführer für den GR70. Den Europäischen Kulturwanderweg, der den Spuren des berühmten Dichters folgt. Machen Sie sich auf den Weg. Wo ist egal. Wandern Sie.

Apuleius war in der Antike ein berühmter Dichter. Er selbst nannte sich wohl Apuleius von Madauros und sein Buch „Metamorphosen – Der goldene Esel“ machte ihn berühmt. Man kann jetzt darüber streiteen, ob dieser schwierige Text, der sich mit seinen Rätseln und vielfältigen Erzählebenen selbst gefallen zu scheint, wirklich zur Weltliteratur gezählt werden muß. Doch die im Buch eingefügte Geschichte von „AMOR und PSYCHE“ ist spätestens seit der Renaissance weltbekannt. Und Ernst Strouhal zit. auch aus Apuleius. Eine Kaufempfehlung? Unbedingt. „Gespräch mit einem Esel“ ist eine unglaublich kluges und schönes Buch. Nichts für so mal zwischendurch. Nein. Das ist ein Buch für ruhige, besinnliche Momente.

Und zum Schluss … Winnie the Pooh.

Henry sucht ein Zuhause!

HENRY, Poitou-Esel, 3 Jahre alt, Buch A, 6 Punkte, kastriert.

Vater Copain (Poitou), Mutter Astuce (Poitou/Buch A, 5 Punkte)

Henry, aktueller Srandort Le Plagnal (Frankreich/ Le Mas Des Anes/ bei Marie-Ange Benoit), braucht ein neues Zuhause. Bei Interesse – der wunderschönes Esel soll verkauft werden – bitte direkt Kontakt zu Marie-Ange Benoit aufnehmen (Marie spricht französisch, deutsch, englisch):

LE MAS DES ANES, Mas Lasses, 07590 Le PLagnal, Frankreich, eMail: lemasdesanes@gmail.com homepage: www.lemasdesanes.com Tel. 0033.661816669

HENRY (links) zusammen mit seiner Mutter Astuce.
HENRYs Vater Copain und Marie-Ange Benoit
HENRY on tour – zusammen mit Doriane und Nina.

Condé – Lieblingspferd Friedrichs des Großen

(Heute mal nicht Esel. Heute mal Pferd. Ausnahmsweise.)

Urlaubstage in diesen schwierigen Zeiten sind Tage des Erinnerns und der Pläne. Heute stehen mehr so Erinnerungen auf dem Plan – Zeitreisen in Gedanken: Alte Notizen sichten, Negative sortieren, einscannen und sich dabei an Fototermine erinnern. Viele Jahre arbeitete ich als Fotograf für das Spandauer Volksblatt und die Berliner Zeitung. Lang ist es her.

1991 führte mich ein Weg in die Räume der Veterinärmedizin der Humboldt-Universität zu Berlin, wo ich das Skelett eines Pferdes fotografieren sollte. Ich hatte ja keine Ahnung, um welch berühmtes Pferd es sich handelte: Condé, Lieblingsreitpferd Friedrichs des Großen der von 1712 bis 1786 lebte (also Friedrich).

Der große Schaukasten mit dem Skelett steht heute im Anatomischen Museum des Instituts der Veterinäranatomie der FU-Berlin in Dahlem.

Damals war es ein Termin von vielen und ich hatte überhaupt keine Ahnung, daß 38 Lebensjahre für ein Pferd ein geradezu biblisches Alter sind (für einen Esel kein Problem). Der Schimmel, ein Wallach, kam mit elf Jahren aus England in Friedrichs Reitstall und hier bekam er seinen Namen. Condé, benannt nach Louis II. de Bourbon Prince de Condé (1621-1686), den man auch Le Grand Condé nannte. Bedeutender Feldherr im Kampf gegen Kardinal Jules Mazarin. Nach seiner Flucht aus Frankreich wurde er durch Ludwig XIV begnadigt und kam dann wieder zu neuen Ehren, als es gegen die Spanier und gegen die Holländer ging. Was Friedrich sicher gefallen hat (also die Sache mit der erfolgreichen Eroberung). Na egal. Das Pferd hieß seitdem Condé, wurde eingeritten und Friedrich war ganz hin und weg. Das schöne Tier lebte fortan in Potsdam und durfte wohl auch die Räumlichkeiten des Schlosses betreten. Ich nehme an, die Pferdeäppel hat das Personal weggeräumt. Das waren Zeiten … da hatte man noch Personal.

Ob das Condé ist? Die Statuette aus dem Jahr 1778 des Schweizer Bildhauers Emanuel Bardou (1744-1818) würde zeitlich auf jeden Fall passen.

Nachdem der König im Sommer 1786 verstorben war, kam das Tier ins Gestüt nach Neustadt/Dosse, zog später noch einmal um und verbrachte seine letzten Lebensjahre in der Tierarzneischule des Königs in Berlin, wo er 1804 im Alter von 38 Jahren starb. Schöne Geschichte.

My beautiful picture

Und zum Schluß noch eine kleine Erinnerung an Friedrich den Großen.

Es war eine Schnupftabakdose, die hatte sich Friedrich der Große, selbst geschnitzelt aus Nußbaumholz und darauf war diese natürlich stolz. Doch eines Tage, da kam ein Holzwurm gekrochen, der hatte Nußbaum gerochen. Die Dose erzählte ihm lang und breit, von Friedrich dem Großen und seiner Zeit, sie nannte den Alten Fritz generös, da aber wurde der Holzwurm nervös und sagte, indem er zu bohren begann, wat jeht mich Friedrich der Große an. (Ringelnatz)

Komödie.Esel.Malerei

EIN SOMMERNACHTSTRAUM

Oder was haben Shakespeare, Max Schwimmer, eine junge Künstlerin – nennen wir sie Paulina – und ich gemeinsam? Nun, vielleicht die Freude, den Esel irgendwie im Alltag zu verarbeiten. Jetzt aber erstmal einen Espresso, ein Stückchen Nougat und während ich es mir gutgehen lasse, empfehle ich meinen Lesern Google. Schauen Sie nach den Stichworten Max Schwimmer und Sommernachtstraum, dann gehen Sie auf Bildersuche und schon sollte sich das erste Geheimnis lüften. Voila, da haben wir den Esel. Zusammen mit einer schönen Frau ziert das Grautier ein Plakat, welches mein Großonkel Max Schwimmer 1956 für die Inszenierung des Sommernachtstraums an der Volksbühne Berlin als Aquarell zeichnete. Vielleicht ist meine Eselleidenschaft genetisch begründet? Jetzt Espresso.

Blogschreiben live und schnell im Flur ein Foto machen. Ich bin sogar der stolze Besitzer eines echten Max Schwimmer.

Federleicht huschen die Striche übers Papier, füllt die Farbe den Raum.
Zärtlich in so vielen Motiven.

Aber nun weiter im Text. Schauen Sie auf die Illustration zu Shakespeares Sommernachtstraums und vielleicht werden Sie verstehen, warum es heute um diese Zeichnung geht, die ich aus Datenschutzgründen leider nicht zeigen kann (deshalb der Hinweis auf die Suchfunktion des Internets). Doch weil ich Aquarelle, Esel, schöne Frauen, Shakespeare und Komödien liebe, bat ich eine junge Künstlerin, mir ein Bild zu malen. Ein Bild, welches sich am Thema anleht und mich ganz leicht an Max Schwimmer erinnert. Danke Paulina Ra.

Hier ist meine eigene, wunderbare Illustration des Sommernachtstraums.
Bei Gelegenheit werden Paulinas Bilder schöne Rahmen erhalten.
Illustration zu „EIN SOMMERNACHTSTRAUM“ von Paulina Ra.

EIN SOMMERNACHTSTRAUM (im Schnelldurchlauf) ist eine Komödie von William Shakespeare. Geschrieben Ende der 1590er Jahre und bereits 1598 uraufgeführt. Der engl. Titel lautet A Midsummer nights dream. Ort der Handlung sind das antike Athen und ein naher, verwunschener Wald. Erzählt werden die Ereignisse dreier Tage und zweier Nächte rund um die Hochzeit des Herrscherpaares Theseus (als Herzog von Athen) und Hippolyta (einer schicken Amazonenkönigin). Womit wir schon zwei der Hauptfiguren hätten. Dazu kommen noch etliche Handwerker – die im Wald ein Theaterstück proben – und um die Verwirrung auf die Spitze zu treiben, mischen noch einige Elfen und Feen mit. Jetzt heißt es tapfer sein und aufgepaßt! Die Herrscher und Adligen: Theseus und Hippolyta hatten wir schon. Egeus, ein Edelmann, ist der Vater von Hermia. Lysander, auch ein Adelsmann, ist in Hermia verliebt. Allerdings möchte Hermias Vater Egeus seine Tochter lieber mit Demetrius verheiraten. Ich sags gleich dazu: solche Arrangement gehen nie gut aus. Hermia, wie sollte es anders sein, liebt Lysander. Während ihre Freundin Helena in genau den Demetrius verliebt ist, den Hermias Vater Egeus für seine Tochter … sagen wir mal präferiert. Na, alles klar? Und weil die handelnden Personen vermutlich selber nicht wußten, wer da wo und mit wem, gab es einen, der auf den ordnungsgemäßen Ablauf zu achten hatte: Philostrat, der Zeremonienmeister am Hofe.

Zeitgleich geraten sich Oberon (König der Elfen) und seine Gattin Titania in die Haare, Puck (ursprünglich von Shakespeare als Robin Goodfellow benannt) ist der Hofnarr Oberons, während Peaseblossom, Cobweb und Moth der Elfenkönigin Titania dienen. Das wird ein schönes Durcheinander geben. Aber ich mach erstmal mit den Handwerkern weiter. Zumal ich echt grad nicht sicher bin, ob das alles so stimmt. Aber egal. Es geht in Athen und im Wald derart durcheinander, da fällt das gar nicht auf.

Der Zimmermann (bei Shakespeare Peter Quince) spielt den Prolog, Nick Bottom von Beruf Weber tritt als Pyramus auf, Blasebalgflickerin Francis Flute gibt die Figur der Thisbe (also der Geliebten des Pyramus) und dann kommen noch Kesselflicker Tom Snout und Schneider Robin Starveling dazu – deren Aufgaben sind schwer zu beschreiben: Snout spielt die Wand, Starveling den Mondschein und schlussendlich gibt Snug der Tischler den Löwen.

Sie werden mir doch nicht schlappmachen?

Ich versuch mich zu beeilen. Versprochen. Also Theseus und Hipppolyta wollen heiraten und zwar so schnell wie möglich. Noch 4 Tage bis Neumond und voher soll alles erledigt sein. Philostrat, der Zeremonienmeister soll alles hübsch vobereiten. Ja, man muß auch delegieren können, wird Theseus sich da gesagt haben. Glauben Sie mir, nur wenig später wird er vermutlich gedacht haben wenn man nicht alles alleine macht. Jetzt tritt Egeus auf und der bringt seine Tochter Hermia sowie Lysander und Demetrius mit. Er will, daß Hermia den Demetrius heiratet, die Tochter weigert sich, weil sie Lysander liebt und im Zorn über den Ungehorsam der Tochter verlangt der Vater vom Herzog (Theseus) die Tochter nach Recht und Gesetz mit dem Tod zu bestrafen. Furchtbare Sitten waren das. Also Theseus stellt sich auf die Seite des Vaters und verlangt von Hermia, sie müssen sich binnen vier Tagen für Demetrius entscheiden, weil ihr sonst die Todesstrafe oder ein Leben in Verbannung drohen würde. Vor so viel Grausamkeit wollen Hermia und Lysander fliehen. Helena, Hermias in Demetrius verliebte Freundin, wird in den Plan eingeweiht – böser Fehler – und weiter gehts.

Im Wald proben die Handwerker. Nick Bottom der Weber wil alle Rollen spielen. Was natürllich nicht geht. Erstmal bis zum nächsten Abend die Rollen lernen. Derweil treffen sich Puck der Hofnarr und eine Fee im Wald, wo sie ordentlich über ihre Herrschaften herziehen. Dabei kommt raus, daß Elfenkönig Oberon ein Verhältnis mit der prallen Amazone Hippolyta hat und Theseus schon mehrfach Titania vernaschte. Im weiteren Verlauf der ganzen Geschichte soll Puck eine Blume besorgen, deren Saft eine Art Liebesraserei bewirkt. Einmal damit das Augenlied benetzt, verliebt man sich unsterblich in das Wesen, welches man nach dem Erwachen als erste Kreatur sieht. Inzwischen trifft Demetrius im Wald ein, wo er nach Lysander und Hermia sucht. Zuerst will er Lysander töten um sich dann selber von Hermia umbringen zu lassen. Auf was für Ideen die Leute kommen – unglaublich. Oberon, der Elf, bekommt das alles mit und gibt Puck eine weitere Aufgabe. Ja, ja, die jungen Leute brauchen auch etwas von dem Saft aufs Augenlied. Nur leider ist Puck überhaupt nicht multitasking fähig. Bringt alles durcheinander und jetzt bin ich raus …

Puck der Hofnarr verwandelt Nick Bottoms Kopf in den eines Esels und als der Weber auftritt fliehen all seine Freunde. Titania erwacht und verliebt sich in den Esel – DESHALB HIER DAS GANZE THEATER! Puck vergrößert das Chaos ins Unermeßliche, indem er Zaubersaft im Übermaß verteilt, muß es alles wieder gradebiegen und bringt zusammen was zusammen gehört: „Jeder Hengst kriegt seine Stute – alles Gute.“ Schluß und aus, ein Sommernachtstraum.

Titania wird etwas später ernüchtert aufwachen: „Ich liebte einen Esel ohne Scham.“

Ich glaub, Esel ohne Sommernachtstraum ist einfacher.

„Der Esel steht“ – Ein Eselbuch

Es ist nicht das schicke, vor dem Hotel geparkte Auto, was mich mit Stolz erfüllt. Nein, es ist der Esel in seiner Koppel hinten auf dem Hof. Narcisse hebt den Kopf, dreht die Ohren in meine Richtung und stimmt ein freudiges I-Ahhhh an. Mein Esel und ich, wir sind zwar sicher nicht die Schnellsten auf unserem Weg durch Südfrankreich, doch die gemeinsame Zeit steckt voller Abenteuer und Leidenschaft. Momentchen noch! Gleich bin ich bei dir, werde dich strigeln und bürsten, dir eine Möhre spendieren um mich anschließend entschleunigen zu lassen. Gemütlich treiben wir dahin und erfreuen uns, jeder auf seine Weise, an der wundervollen Landschaft – ich mit den Augen, mein Esel mit seinem Bauch. Mein Gott, er hat Großteile der Landschaft aufgefressen. Es sind nicht die zurückgelegten Kilometer, die den Reichtum des Erlebten ausmachen … nein, es ist die Unmittelbarkeit des Erlebten. Zu Fuß durch die Cevennen. Wie 138 Jahre vor mir Robert L. Stevenson. Das Abenteuer meines Lebens.

Und jetzt ist daraus ein Buch geworden. Ein kleines Reiseabenteuer, welches hoffentlich ansteckend wirkt. Welches mit etwas Glück neugierig auf die Langsamkeit macht. Erschienen bei HOLIDAY Reisebücher (Graefe und Unzer Verlag GmbH, München).

Schon als Kind mochte ich Reiseabenteuer und mit Wonne verschlang ich „Nils Holgersson“, „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ oder „Die Reise um die Erde in 80 Tagen“. Später entdeckte ich im Bücherschrank der Eltern Humboldts „Reise zum Orinoco“ und die „Wundersamen Abenteuer des Caspar Schmalkalden“ (Ost/West Indien). Bis meine Mutter mir eines Tages ein kleines Büchlein von Robert L. Stevenson – den kannte ich durch „Die Schatzinsel“ – in die Hand drückte: „Reise mit dem Esel durch die Cevennen“. Wunderbar, das wollte ich auch. Allerdings vergaß ich in meinem jugendlichen Leichtsinn, daß eine Reise durch Südfrankreich für einen DDR-Bürger wenigstens so utopisch war wie eine Reise zum Mittelpunkt der Erde. Jedenfalls solange man noch keine 65 war.

Zum 50. Geburtstag war es dann so weit. Endlich konnte ich mir einen meiner größten Herzenswünsche erfüllen und zusammen mit einem Esel durch Südfrankreich wandern. Narcisse, so hieß mein eigenwilliger, vierbeiniger Begleiter, wandelte sich dabei vom Esel zum Freund. Gemeinsam, Seite an Seite, durchstreiften wir eine wundervolle Landschaft und teilten uns die Abenteuer.

Das Buch richtet sich an alle, die auf der Suche nach neuen Ideen und Urlaubskonzepten sind. Dringend benötigen wir Alternativen, die dafür sorgen, daß Mensch, Tier und Natur sich wieder näher kommen und es spielt keine Rolle, ob der Esel am Ende ein Esel oder ein Lama oder ein Planwagen mit Kaltblut davor ist. Wichtig allein ist die Alternative und in Zukunft werde ich regional, ohne einen dicken CO2-Fußabdruck zu hinterlassen, in Begleitung meines Esels durch Brandenburg und die Uckermark spazieren. Vor der Haustür, gelassen und in aller Ruhe. Nachmachen erwünscht. Und auch wenn so manch leidgeprüfte Ehefrau einwenden wird, sie wandere ja immer mit einem Esel, wenn sie wandere … glauben Sie mir, einen Esel mit vier Beinen kann nichts ersetzen.

Narcisse war und ist die Tücke des Objekts. Mal schnell, mal langsam, eigenwillig und immer für eine Überraschung gut, war er nicht der tierische Diener meiner Reise. Nein! Er war über weite Sttrecken hinweg der gleichberechtigte Patner dieser Tour. Nie würde ich von einem Tier erwarten, daß es mir bedingungslos immer und überall hin folgt. Das Nein-sagen des Esels als Tugend zu begreifen ist ein Lernerfolg der ganz besonderen Art.

Narcisse und ich, wir sind ein ganz besonderes Team und natürlich kann ich mich, wenn wir gemeinsam laufen, auf meinen Esel verlassen. Wir sind aneinander gewöhnt und ich weiß, wie sehr mir der Esel vertraut. Doch ich habe versucht zu beschreiben, wie man sich als Wanderer/Wanderin vielleicht fühlt, was man erleben kann, sollte man alleine mit einem Esel unterwegs sein. Die Schwierigkeiten dieser Kombination (für einen zudem ausgesprochen Esel problematisch – Esel sind Herdentiere) durften nicht unerwähnt bleiben. Es ist eine langsame Annäherung. Stück für Stück kommt man vorwärts, Stück für Stück kommt man sich näher.

Und niemals, wirklich NIEMALS, sollte man die 1Mensch-1Esel Wanderung ohne Vorbereitung starten. An diesem Punkte bleibt wirklich nur zu hoffen, daß sich KEIN Eselvermieter findet, der so etwas unterstützt. Üben Sie! Laufen Sie vorab kleine Tagestouren. Zu Anfang geführt und in Gruppe. Überlegen Sie, ob es nicht doch schöner ist zusammen mit Freunden oder der Familie und ein/zwei Eseln zu wandern. Diese Varianten sind für alle Beteilgten die bessere Alternative. Und wenn Sie am Ende einer guten Vorbereitung doch eine Wanderung allein mit Esel unternehmen möchten, dann akzeptieren Sie die Einsprüche des Esels. Seien Sie gut zu Ihrem Wandergefährten. Es lohnt auf jeden Fall.

Wer bin ich? Ich bin auf den Esel gekommen und die Stationen bis zu diesem Punkt waren vielfältig und oft ging es nur langsam vorwärts. Gelernter Tischler, Tätigkeit als archäologischer Ausgrabungstechniker, gelernter Kameraassistent, Bildjournalist für die Berliner Zeitung, abgeschl. Studium Kulturwissenschaft/Gender Studies an der HU-Berlin, Coach i.d. Jugendförderung, Hobbyparfumeur und Busfahrer. Esel.

Fundstücke – „Mein Esel Benjamin“

Alte Freunde aus Jugendtagen wiederfinden ist eine schöne Sache und spannend ist es, die vielen Erlebnisse auszutauschen, welche ein jeder von uns bisher machte. Wer hätte gedacht, daß die Freundin aus Jugendzeiten seit jeher einen Hang zu Eseln hat.

Ein Gruß mit Esel(buch) zum Wochenende aus München.

„Mein Esel Benjamin“ von Hans Limmer (der lebte von 1926 bis 2015), ist ein Erzähl-Foto-Kinderbuch, welches ursprünglich im Hanns Reichverlag erschien. Also da bin ich sicher und wenn ich mich recht an die Fotos von Lennart Osbeck erinnere und die ganze Aufmachung anschaue, dann würde ich die erste Auflage irgendwo Anfang der 70er Jahre einordnen.

Das Kinderbuch wurde in zig Sprachen übersetzt und erschien in unzähligen Auflagen. Vor vielen Jahren entdeckte ich es bei Bekannten im Bücherregal und konnte darin herumblättern. Längst vergessen war die Geschichte inzwischen. Und schwupp, ganz plötzlich, ist dieses Buch Teil einer schönen Erinnerung … Freude über eine wiedergefundene Freundin.

Und die Geschichte? Im Schnelldurchlauf und sicherlich sehr lückenhaft, geht es um ein kleines Mädchen (Susi?), die zusammen mit ihren Eltern in einem Dorf lebt. Eines Tages findet die Familie einen kleinen Esel, der sich zwisch Steinen verfangen hat. Der Esel wird befreit, zu Hause mit der Flasche großgezogen, auf den Namen Benjamin getauft und als Familienmitglied betrachtet. So weit so gut. Doch eines Tages läuft der Esel weg und das Mädchen folgt ihrem Freund. Sie spürt ihn auf und nun ziehen beide gemeinsam los, verlaufen sich und die Kleine findet nicht den richtigen Weg zurück. Kein Problem! Der Esel kennt den Weg und kurze Zeit später sind alle wieder wohlbehalten zu Hause.

Wenn ich es richtig verstanden habe, dann ist die Erzählung ein Teil der Geschichte von Familie Limmer. Schöne Geschichte. Danke Karin.

Eselwanderung in der Uckermark – Teil 2

Läuft

Tag zwei beginnt mit einem umwerfenden Frühstück und reichlich Fellpflege für Elias. Da es mir unmöglich ist meine Sachen zusammenzupacken – ein kleines Kätzchen hat sich die Tragetaschen als Schlafplatz auserkoren – kümmere ich mich um den Esel und laß die Miezekatze noch etwas schlafen. Hufe, striegeln, bürsten, Ohren kraulen und am Arsch kratzen, Möhre, schnell noch einen Schluck Tee für mich und erst dann geht es los. Wenn der Schlafgast jetzt noch pennt, wird er mit eingapackt.

Ich verabschiede mich von meinen Gastgebern, bedanke mich für die gemütliche Unterkunft und das fantastische Essen, nehme Elias am kurzen Führstrick und verlasse zügig den Ort. Links aus dem Grundstück, zweimal rechts um die Dorfkirche von Biesenbrow herum und schon sind wir wieder auf unserem Wanderweg. Die alte Kirche sollte man sich aber unbedingt anschauen, bevor man den Ort verläßt. Der Feldsteinbau ist beeindruckend und an vielen Stellen wird sichtbar, wie wechselnde Moden und Interessen, vielleicht auch Kriegszeiten und andere Schicksalsschläge, dem Bauwerk immer wieder ein neues Gesicht verliehen. Das Haupthaus aus Feldsteinen sieht sehr frühgotisch aus und ich schätze die Bauzeit auf den Anfang des 14. Jahrhunderts. Der Turm samt Abschluß dürfte nach dem Dreißigjährigen Krieg dazugekommen sein und so wie die Kirche sich heute darstellt, hat man vor hundertfünfzig oder zweihundert Jahren noch einmal richtig Hand an den Bau gelegt. Der Dachstuhl ist recht modern. Es ist auf jeden Fall ein stolzes, würdevolles Gotteshaus.

Elias fängt über all meinen kulturhistorischen Betrachtungen an zu naschen, mir selber ist nach Espresso und als wir wenige Meter hinter der Kirche rechts auf die alte Trasse der Kreisbahn einschwenken, nehme ich dem Esel die Taschen ab, setze mich auf eine Bank und koche erstmal Kaffee. Eilig habe wir es heute nicht. Möhre?

Vor uns liegt ein zauberhafter Weg auf dem alten Bahndamm der 1905 in Betrieb genommenen Kreisbahn. Ich weiß nicht genau, wie sich die ganze Strecke zusammensetzte, doch mit Stettin auf der einen und Prenzlau auf der anderen Seite verband die Bahnstrecke zahlreiche Orte der Uckermark: Gramzow, Golm, Biesenbrow und Schönermark, um nur einige zu nennen. Wenn ich es richtig weiß, fuhren hier Züge bis Ende der 70er Jahre. Heute überwuchern Büsche und Bäume die alten Gleise, nur hier und da schauen alte Schwellen aus dem Boden hervor. Die Zeit hat der Natur in die Hände gespielt und längst haben sich Tiere und Pflanzen die Orte des Zugverkehrs zurückgeholt. Komm du lieber Esel, ich will mich bewegen.

Ich lege Elias den Führstrick über den Rücken, stecke den Regenschirm griffbereit in eine der Taschen – der Himmel sieht grau und trübe aus – schiebe den Esel einmal liebevoll an und schon geht es los. Was für ein toller, romantischer Weg. Brav läuft Elias vor mir her und naschen darf er so viel er will. Wir haben wir uns auf einen guten Wander-Rhythmus geeinigt: Er läuft drei, vier Meter vor mir und hat damit genügend Zeit, hier und da ordentlich etwas abzubeißen. Hole ich ihn ein, wird er angeschoben. Wobei ich den Eindruck habe, daß er manchmal absichtlich trödelt. Er mag es, wenn ich ihn von hinten umarme und ordentlich drücke. Komm! Beweg Deinen Hintern. Flott sind wir unterwegs. Nach einer Stunde erreichen wir eine Straße (die L 285) und erst hier übernehme ich wieder die Führung. In Ziethemühle überqueren wir einen beschrankten Bahndamm, halten uns dahinter rechts und folgen dem Weg in Richtung Frauenhagen. Legen nach zwei Stunden eine größere Pause ein und hier entsteht auch das Bild von Elias im Wartehäuschen.

Noch ein paar Schritt in Richtung Frauenhagen, dann geht es rechts weg und wir hähern uns der Breitenteicher Mühle … der Welse. Wir befinden uns am Rande des Biosphärenreservats Schorfheide-Chorin, vor uns rauscht die Welse und ich bestaune die alten Gebäude der Mühle, die heute ein Seminarhaus beherbergt. Mittend im Wald, ruhig und abgeschieden, man möchte die Welt um einen herum vergessen, stehe ich zusammen mit einem Esel und träume vor mich hin. Elias hat einen alten Pumpschwengel entdeckt und kratzt sich nach Herzenslust den Pelz. Ein Kanu liegt verlassen am Ufer, irgendwo bellt ein Hund. Kein Mensch zu sehen, wir sind allein. So habe ich mir das vorgestellt. Genau so.

Ich lege noch eine weitere, kleine Pause ein, damit wir nicht schon zum Mittagessen das nächste Ziel erreichen. Dieser kleine Esel mit seinen kurzen Beinchen läuft so perfekt … komm mal her, ich mach Dir die Ohren. Nicht ganz so schnell.

Die letzten Meter sind nicht der Rede wert. Welsow, die Ferienwohnung am Froschteich, erreichen wir Punkt 14 Uhr. Ein großer Garten, ein Hofhund und mehrere Katzen, Karnickel im Stall, Hühner, Enten, weiter hinten ein Pferd, ein Ponny und ein Ziegenbock, eine Unterkunft für Elias und im Hof, an einem großen Tisch, Hermann und Kalle: Willst`n Bier? Mit einem Schlag ist man willkommen, fühlt sich zu Hause und weil ich kein Bier trinke, gibt`s Limonade und selbstgemachten Quittenwein. Ich beziehe im Quergebäude mein Zimmer, stecke dem Esel noch ein paar Möhren zu und setze mich zu Kalle in den Hof. Wir haben auch Schnaps! Aus Quitten? Nur immer her damit. Als Hermann, er war wegen einer Besorgung kurz weggefahren, wiederkommt stoßen wir gemeinsam an und machen dem Quittenschnapps aus eigener Produktion der Garaus – köstlicher Stoff – und anschließend werden die Aufgaben für den Nachmittag verteilt. Kalle kümmert sich ums Abendbrot und Hermann und ich bauen im Garten eine Bühne auf, damit am Sonnabend die Geburtstagsfeierlichkeiten zu Hermanns 70. auch ordentlich mit Karaoke besungen werden können.

Also auf und ordentlich in die Hände gespruckt. Hermann zaubert riesige Gerüststangen, eine Schubkarre voller Kupplungen, Werkzeug, Bretter, Sprühöl, Leitern und eine Plane hervor. Frisch ans Werk und was könnte es Schöneres geben als erste Fachkenntnisse in Sachen Gerüstbau. Wenn ich schon mal hier bin.

Sag mal Hermann, is hier noch ne Wohnung frei? Kalle redet von Wildschweingulasch mit Ratatouille und Klößen, Hermann und ich ziehen die Plane über unser Bauwerk und während das Tageslicht verschwindet sitzen wir am Gartentisch und essen Abendbrot. Richtig was geschafft heute. Mit dem Esel gewandert, eine Bühne aufgebaut und jetzt dieses absolut perfekte Abendbrot. Der Gulasch zergeht auf der Zunge, das Gemüse ist ein Gedicht und die Klöße sind so perfekt, wie die von Oma in meinen Erinnerungen. Sogar frische Semmelbrösel hat dieser freundliche Mensch mit hineingesteckt. Hermanns Tochter setzt sich zu uns, ein junger Mann – sein Sohn – kommt mit seiner Freundin um auch etwas vom Abendbrot abzubekommen und wenig später liege ich glücklich, satt und zufrieden in meinem Schlafsack. Ich habe sehr freundliche Menschen kennengelernt. Danke für diesen wundervollen Tag. Hier war ich nicht einfach der Gast, dem alles nur hingestellt wird. Nein, für diesen Nachmittag und diesen Abend war ich Teil der Familie.

Und hier die restlichen Bilder des zweiten Wandertages.

Eselwanderung in der Uckermark – Teil 1

Elias

Es ist ein trüber Mittwochmorgen. Nieselregen, grauer Himmel und während die Scheibenwischer lauter feinen Tröpfchen zur Seite schieben, gehe ich in Gedanken all meine Utensilien durch, die ich für die drei kommenden Tage eingepackt habe: Schlafsack, Handtücher, Kosmetikbeutel, Wechselklamotten, Camping-Gaskocher, Topf, Thermoskanne, Espressoglas, Plastikschüssel, Besteck, Instant-Espresso und eine Tube Milchmädchen. Dazu Teebeutel, Lesebrille, Ladekabel, iPad, Regenjacke, Taschenmesser, Campingleuchte und Möhren. Ja, richtig gelesen! Möhren. Schöne, kleine Möhren. Habe ich etwas vergessen? Wozu die Möhren?

Einzeln habe ich alle Gepäckstücke ausgewogen und absolut gleichmäßig auf zwei wetterfeste Taschen verteilt. Insgesamt 18 kg Gepäck und einen kleinen Teil – die wichtigsten Dinge – trage ich selber auf dem Rücken. Der Esel, der mich auf dieser Wanderung begleiten wird, hat also wirklich nicht viel zu tragen. Jede Tasche wiegt 8kg. Die Möhren sind für ihn.

9:30 erreiche ich Flieth-Stegelitz, halte vor dem Regionalladen bonUm gustUm (guter Geschmack), wo sich auch die Eselstation von (Celine Aktiv Reisen) befindet, und werde freundlich von Katrin von Zwoll begrüßt. Ihr habe ich es zu verdanken, daß ich noch einmal – bevor ein neuer Abschnitt in meinem Berufsleben beginnt – in Begleitung eines Esels an die frische Luft komme. Durchatmen, wandern, in Ruhe und allein ins weite Land schauen. Mehr nicht. Ich liebe die platte Uckermark, wo man schon am Donnerstag sehen kann wer sonnabends zu Besuch kommt. Was für einen Esel werde ich bekommen?

Ich weiß, es ist ein Privileg, eine Ausnahme ist. Die meisten Anbieter von Eselreisen geben ihre Tiere nie allein in die Hände einzelner Personen. In aller Regel gibt es für ein paar Leute immer zwei Esel. So sind die Tiere nicht allein und zusammen mit den Menschen entsteht automatisch eine kleine Herde – nichts lieben Esel mehr. Zumal nicht alle Tiere für ein-Mensch-ein-Esel-Touren geeignet sind. Diese Kombination ist immer schwierig und ich bin sehr dankbar für dieses Entgegenkommen. Wenn wir uns nicht kennen würden und Katrin nicht wüßte welche Erfahrungen und Kenntnisse ich mit Eseln habe, dann wäre es auch nichts geworden. Es ist eine Ausnahme.

Aber erstmal Espresso, etwas quasseln, Katrin drückt mir eine Karte in die Hand und erklärt mir meine Route. Es ist wie ein kleines Überraschungspaket. Denn erst jetzt erfahre ich, welche Wege wir gehen werden und wo wir übernachten. Grünheide, Schmiedeberg, Biesenbrow und eine Übernachtung in der Pension Die Kleine Schäferei. Weiter über Ziethenmühle, vorbei an Frauenhagen, Breitenteicher Mühle nach Welso zur Pension am Froschteich, wo ich wieder übernachten werde. Tag drei führt über Görlsdorf durch den Lenné-Park Görlsdorf, von wo wir dann beide abgeholt werden. Ein schönes Program und für mich ganz neue Wege. Nur so langsam werde ich hippelig und will endlich wissen, mit welchem Esel ich wandern darf. Auf geht’s in Richtung Eselkoppel, wo ich erstmal das gestern frischgeborene Eselbaby bestaune. Grau mit einer weißen Nase hoppelt es bereits munter immer dicht um die Mutter herum. Kleine Eselkinder sind unheimlich charmant. Einfach entzückend. Dann stellt mir Katrin die drei Esel vor, die alleine mit einem Menschen wandern können und relativ schnell entscheide ich mich für Elias. Ein kleiner Eselmann, der mir irgendwie auf Anhieb sympathisch ist. Ich hänge den Führstrick ins Halfter und gemeinsam verlassen wir die Koppel in Richtung Hänger, wo mir Katrin das System der Tragetaschen erklärt. Sie hat eine federleichte Tragetaschen aus Sisal anfertigen lassen, die dem Esel über den Rücken gelegt wird. Keine Gurte, darunter eine leichte Stoffdecke und wenn man gleichmäßig pakt, dann rutscht da auch nichts. Total perfekt. Wozu sollte ich diesem kleinen Esel ein schweres Holzgestell, welches auf einer dicken, schweren Sattelunterlage liegt, mit Riemen um den Bauch fest auf den Rücken schnallen? Hier in der Uckermark sind die Wege glatt, Abstiege mit kleinen Sprüngen – so wie in Frankreich auf dem GR70 – sind nicht zu erwarten und wenn die Ladung verrutscht, dann werde ich wohl nicht gleichmäßig gepackt haben.

Nur Minuten später folgt Elias mir ohne Probleme in den Hänger, mein Gepäck kommt mit ins Auto und schon fahren wir gemeinsam zum Startpunkt in Richtung Grünheide, wo Katrin sich nach einigen Metern von uns verabschiedet. Wir sind allein. Laufen einen leicht ansteigenden Waldweg entlang und sogar das Wetter wird freundlicher und heller. Elias läuft brav neben mir und ich halte Ausschau nach einem Pausenplatz. Katrin von Zwolls Tiere sind darauf konditioniert etwa 40 Minuten nach dem Start eine ordentliche Frühstückspause zu bekommen und da spricht auch von meiner Seite nichts gegen. Da links, dort wo der Feldweg abzweigt, da werden wir rasten. Gepäcktasche runter – was bei dem System ca. 2 Sekunden dauert -, der Esel tritt ans Wiesenbuffet und ich bereite mir einen Espresso.

Was für ein Leben. Blauer Himmel und dazu eine Mischung aus Sommerresten und Herbstvorboten. Genau so habe ich mir das vorgestellt. Satt? Weiter? Na dann los. Ich nehme den Führstrick, stelle mich abmarschbereit neben Elias, deute einen kurzen Ruck mit dem Führstrick an und schon setzt sich der Graue in Bewegung. Wahnsinn. Bei dem springt der Motor aber leicht an. Ich freue mich des Lebens und Seite an Seite erreichen wir nach kurzer Zeit das Örtchen Grünheide. Häuser links, Häuser rechts, ziemlich viele Appelbäume und das war es dann auch schon. Wenn da nicht diese fetten, saftigen Wiesen mit Obst wären. Warum eigentlich habe ich den Führstrick nicht in der Hand? Zack, das Eselchen macht einen Sprung nach rechts auf die Wiese und fängt an zu fressen. Na warte Freundchen, wir hatten grad eine Pause. So nicht! Nicht mit mir! Ich greife mir den Führstrick doch der Esel stellt sich stur. Ich gebe Spannung auf den Führstrick und hindere ihn am Fressen. So geht’s nicht. Er darf jetzt wirklich nicht auf die Idee kommen, dass solche Eigenheiten Erfolg haben. Wir stehen uns gegenüber und warten wohl beide auf die Reaktion des Anderen. Kräftiges ziehen hilft zwar nur selten, doch die unangenehme Situation wird erst beendet, wenn Elias einen Schritt macht. Wobei ich nicht ziehe und zerre, das bringt ohnehin nur selten was, sondern ihn einfach nur daran hindere hier den Rasenmäher zu spielen. Ich habe Zeit … der Esel scheinbar auch. War die Pause etwa doch zu kurz? Habe ich einen Fehler gemacht, weil ich nicht darauf wartete, bis Elias sichtbar satt war? Hätte ich auf die Uhr schauen müssen? Trotzdem kann ich ihm das jetzt nicht so einfach durchgehen lassen. Das wäre das falsche Signal. Vielleicht hilft eine Kreisbewegung? Einmal linksherum, einmal rechtsherum und schwupp, schon steht der Esel wieder. Hilft leider auch nicht, der Kleine hat ein Kämpferherz – das muß ich ihm lassen. Ich gebe aber auch nicht gern auf und da ich weiß wo bei den meisten Eseln die Schwachstelle sitzt, springe ich urplötzlich nach hinten, klatsche laut in die Hände, brülle richtig dolle und schiebe den Esel einmal kurz an. Prima, das funktioniert. Lustlos setzt Elias sich in Bewegung, schaut wehmütig auf die schöne Wiese und versucht manchmal etwas abzubeißen. Aber laufen und gleichzeitig fressen ist nicht seine Art. Komm Du Esel, bei der nächsten sattgrünen Wiese bekommst Du einen Nachschlag. Nur ich sage wann und wo. Du bist der Esel.

Gemächlich verlassen wir die Obstanbaukolonie mit angeschlossenem Dörfchen und ziehen weiter Richtung Schmiedeberg. Das Wetter wird leider etwas trübe und sorgenvoll blicke ich in den grauen Himmel. Doch was soll`s. Wir beide sind nicht aus Zucker, da vorne steht ne Bank in der Landschaft und nun hau Dir den Wanst von mir aus so voll wie es geht. Wir liegen ganz gut in der Zeit. Elias futtert und ich sitze einfach nur so rum und schaue in die Landschaft. Ich möchte einfach nur hier sitzen …

Schmiedeberg erreichen wir noch vor der Mittagspause und weil das Örtchen grad seinen Geburtstag gefeiert hat, sitzen auffällig viele Strohpuppen vor zahlreichen Häusern. 700 Jahre ist das Dorf nun alt und beeindruckt von derart viel Geschichte laufen wir einmal um die Feldsteinkirche, bestaunen die Postmeilensäule, dieverse alte Bauernhäuser, von denen das Giebellaubenganghaus besonders zu erwähnen ist.

Elias darf sich die Strohpuppen aus der Nähe angucken und von mir aus hätte er sich auch was abbeißen dürfen. Aber wie mir scheint will das Eselchen weiter. Mein Narcisse wäre nicht gegangen, ohne die verschiedensten Körperteile verspeist zu haben. Er hätte ein Strohpuppenmassaker veranstaltet.

Komm mal her mein Kleiner, ich muß Dir einen Kuß zwischen die Ohren drücken. Du bist wirklich ein sehr gut erzogener Esel. Heute Abend mach ich Dir die Ohren und danach kratz ich Dir den Arsch. Versprochen. Möhre? Seit der letzten Freßpause kommt er mir ungemein motiviert vor. Na dann mal hurtig weiter. Einmal über die 198 und hinein in einen wunderschönen Feldweg. Im nächsten Örtchen – Biesenbrow – sind wir am Ziel und ich hätte nichts dagegen die Beine hochzulegen. Irgendwie bin ich faul.

Der Wanderweg nach Biesenbrow, wo wir in der Kleinen Schäferei übernachten werden ist sehr, sehr hübsch, läßt sich leicht wandern und bietet rechts und links hübsche Ausblicke weit in die Uckermark hinein.

Über uns sammeln sich Schwärme von Zugvögeln, ein Fuchs keuzt den Weg und zwei Stunden später laufen wir am Geburtshaus von Ehm Welk vorbei. „Die Heiden von Kumerow“ steht bis heute im Bücherregal und ich überlege, ob mir ein weiterer Titel einfällt. Gab es nicht eine Fortsetzung zu den Heiden? Ehm Welk, der Name ist ein Pseudonym, welches sich aus dem Spitznahmen Ehm und dem Familiennamen zusammensetzt. Richtig hieß er Gustav Emil Welk und hier in Biesenbrow wurde er 1884 geboren. Ich mache ein paar Fotos von dem Haus und lese mir die kleinen Gedenktafeln durch. Da macht es plötzlich klick und mir fällt die andere Geschichte aus längst vergangenen Schulzeiten wieder ein: „Die Gerechten von Kumerow“ und die Figur des Müllers, der sein krankes Pferd erschlägt und am Ende wegen Tierquälerei verurteilt wird. Krischan, der Junge der sich schützend vor das Pferd stellte, verläßt aus Furcht das Dorf und seitdem bewerfen einige Jungs Nacht für Nacht Dükers Haus mit Kartoffeln. Sie werden wenig später als die Gerechten bezeichnet, auch wenn die Geschichte für sie alle kein wirklich gutes Ende nimmt. Ich glaube, wir mußten damals das Buch lesen und sogar den DEFA-Film anschauen. Gestorben ist Ehm Welk übrigens 1966 in Bad Doberan.

Elias und ich laufen durch den Ort hindurch, biegen vor der Kirche rechts ab, dann einmal links und schon sind wir da. Hallo und schön, ein Bauernhof mit richtigen Hühnern, einem Traktor, einem Zimmer mit Küche und Bad für mich und einem Stall für Elias. Ich packe meinen Schlafsack aus – Bettwäsche soll aus ökologischen Gründen auf dieser Wanderung, wo man an jedem Ort nur einmal übernachtet, möglichst eingespart werden – gehe raus zu Elias, mache ihm wie versprochen die Ohren und kratze ihn mindestens eine Viertelstunde am Hintern.

Dann folgt ein kleines Nickerchen, ein fantastisches Abendbrot und … gute Nacht. Tag 1 hätten wir geschafft.

Eselwandern in Rumänien

Wer eine reizvolle Landschaft, ein interessantes Land und gastfreundliche Menschen besuchen und kennenlernen möchte, der sollte über einen Urlaub in Rumänien nachdenken. Man muß für so ein großartiges Abenteuer nicht um die halbe Welt fliegen. Nein, man kann auch innerhalb Europas unberührte Natur, Kirchen und Klöster – Orte mit viel Geschichte und Geschichten – entdecken und dabei jede Menge Entschleunigung erleben. Rumänien bietet neben der Schwarzmeerküste, Siebenbürgen und Transsilvanien viel Kulturgeschichte und natürlich auch Esel. Entschleunigung und Bewegung in der Natur.

Folgen Sie mir in die Karpaten, in die Trascau-Berge, wo sich tiefe Schluchten und Plateaus mit toller Weitsicht abwechseln. Folgen Sie mir zu Orten, die fast völlig vergessen in den Bergen liegen und genießen Sie die Ursprünglichkeit und die Ruhe fernab touristischer Massenziele.

Besuchen Sie die Apuseni Berge in Transsilvanien. Beziehen Sie Quartier im Gästehaus Casa Butnarului und wandern Sie 7 Tage mit den Eseln durch ein zauberhaftes Land. Lernen Sie Maria Mada kennen.

www.casabutnarului.ro – contact@casabutnarului.ro

  1. Tag: Die Reise beginnt in Geoagiu da Sus, wo man in einem Gästehaus übernachtet.
  2. Tag: Von Mesentea nach Cetea. 9 km und 320 Höhenmeter.
  3. Tag: Von Cetea nach Tecsesti – vorbei an den „Römischen Bädern“ von Cetea und vier kleinen Wasserfällen. 13 km und 640 Höhenmeter. Sie übernachten in einem 100 Jahre alten Holzhaus.
  4. Tag: Heute bleiben Sie in Tecsesti und erkunden die Umgebung des kleinen Ortes.
  5. Tag: Von Tecsesti hinab ins Tal Valea Manistri, wo sich ein schönes Kloster befindet. Da es hier keine Übernachtungsmöglichkeit gibt, bleiben die Esel gut auf einer Wiese und Sie haben einen Transfer nach Geoagiu da Sus.
  6. Tag: Der Tag beginnt mit dem Transfer zu den Eseln und dann geht es wieder bergauf nach Ramet und weiter nach Valea Inzelului, wo man ganz privat bei einer Familie übernachtet. Näher und persönlicher können Urlaubseindrücke aus fremden Ländern, bei fremden Menschen wohl kaum sein. Genießen Sie die Gastfreundschaft und lassen Sie sich vom Leben überraschen.
  7. Tag: Der Rückweg nach Geoagiu da Sus bietet alte Scheunen und eine sehr alte Kirche mit schönen Fresken.
  8. Tag: Abreise.

Man kann diese Reise auch über Urlaub & Natur, Erlebnisreisen, buchen. www.urlaubundnatur.de oder 07219.463616 oder info@urlaubundnatur.de

Und ganz zum Schluss möchte ich noch ein kleines, persönliches Geheimnis lüften und vielleicht ahnt ja eine Leserin/ ein Leser des Eselbooks, warum gerade diese Eselwanderung so ausführlich beschrieben wurde. Es gibt auch hier eine Verbindung nach Frankreich, zu Marie-Ange Benoit, Le Mas Des Anes und meiner eigenen Wanderung auf dem Stevenson Weg. Schauen Sie sich einfach nur das letzte Bild meiner Eselwanderung an.

Die kleine Gribouille, geboren, während Marie sich auf den Weg machte um mich und Narcisse zurückzuholen, war zu diesem Zeitpunkt keine 4 Stunden alt. Heute arbeitet die süße Eseldame in Rumänien. Besuchen Sie sie!

Eselwanderung mit Ruhresel.de

EIN ERFAHRUNGSBERICHT

Auch hierzulande sind die Möglichkeiten für Eselwanderungen vielfältig und das Eselbook freut sich, heute RUHRESEL vorzustellen. Ein Erfahrungsbericht von Freunden des Eselbooks.

Mit Eseln läuft die Zeit langsamer – irgendwie – und am liebsten möchte ich auch einen Esel. Aber das waren nur die Erkenntnisse des Tages. Von Anfang an…

„Robert hatte gestern Geburtstag. Er hatten das Eselbook als Buch-Ausgabe zu Weihnachten bekommen. Wie sich jedoch herausstellte, war Robert schon seit Ewigkeiten großer Eselfan und wusste über Esel viel mehr als wir. Eigentlich wollte nur ich (die Autorin) eine Eseltour bei Sabrina von Ruhresel buchen. Und nun hatte Robert die Idee anlässlich seines Geburtstages aufgenommen.

Da waren wir also. Die ganze Familie traf sich zum Frühstück auf Sabrinas Hof – wo die Esel schon auf uns warteten. Ich wusste gar nicht, dass Esel so neugierig und verschmust sind. Nach der Begrüßung machten sich die Menschen im Gänsemarsch zum unteren Feld auf. Sabrina versprach, dass die Esel uns hinterher kommen würden und es dauerte wirklich nur einen Moment und dann liefen sie uns nach.

Wir durften sie mit Bürsten etwas putzen, und Sabrina erklärte uns alles über ihre Esel: Ihr Wesen, ihre Vorlieben, Sprache, wie mit ihnen umzugehen ist, wie sie zu führen sind. Dann bekamen die Esel bekamen ihr Halfter um und schon konnte es losgehen. Jedem Esel wurden zwei Menschen zugeteilt, einer davon führte den Esel – so der Plan. Ich führte Mathilde (die Wilde). Mathilde ist die Älteste der vier Esel und läuft gern vorn. Mathilde nascht auch gerne während der „Fahrt“.

Sogar Buchenblätter schmecken offenbar gut. Vielleicht sind sie auch nur gut in Esels Höh. Ist man einen Moment unaufmerksam und läuft gemütlich vor sich hin, nutzt der Esel die Situation sofort aus und zieht zum frischen Grün. Es ging bergauf und bergab. Bei letzterem musste man vor dem Esel gehen, da er so sonst gern in den Trab überginge. Auch bei Wiesen neben den Wegen war Konsequenz gefragt, da einmal Esel auf Wiese, ewig Esel auf Wiese hieße. Wir erwiesen uns alles in allem als gute Eselführer, nur hin und wieder gewann die Eselnase und erhaschte Grasbüschel und Blümchen am Wegesrand, auch wenn es nicht des Menschen Plan war.

Zum Ende hin gewann allerdings der Übermut über Mathilde Oberhand, und sie meinte nicht mehr hören zu wollen.

Sabrina musste einschreiten und konnte uns so noch präsentieren, wie man Eselübermut einfach aussitzen muss. Dies kann allerdings dauern. Geduld, und nicht Gewalt, hilft hier.

So lernt der Mensch Gelassenheit – Termine, Eile, Stress und Esel passen nicht zusammen. Mathilde erdete sich so wieder, und die letzten Meter waren problemlos. Zum Abschluss der kleinen Wanderung gab es noch Kaffee und Kekse für die Menschen und Heu für die Esel. Wir saßen noch fröhlich beisammen und philosophierten über Esel – die Esel waren immer zwischen uns und ließen sich reihum kraulen. Wer hätte gedacht, dass diese Tiere so lieb und menschenbezogen sind und einen Eselfreund als Sozialpartner haben. Irgendwie ist es dann doch ziemlich einfach, sich in einen Esel einzudenken – man muss sich nur darauf einlassen. Danke Robert, danke Sabrina. Schön war es. Ich will auch einen Esel.“

www.ruhresel.de von

Von Eselwanderung über Eselyoga und tiergestützter Therapie und Intervention. Dipl. Sozialarbeiterin/Sozialpädagogin Sabrina Alexander erreichen Sie über ruhresel.de

Auf nach Hattingen.