Allen Menschen kann man es nicht recht machen

Aus „Die schönsten Fabeln“ von Oldrich Syrovatka, illustriert von Jiri Trnka,  Artia Verlag Prag, 1962, 92 Seiten.

Ein Müller beschloß, seinen Esel zu verkaufen. Damit aber das Eselein auf sem Weg nicht müde werde und auf dem Markt hübsch munter sei, trugen der Müller und sein Sohn ihn huckepack auf ihren Schultern. Sie gingen langsam, Schritt für Schritt, seufzten und stöhnten unter der schweren Last. So begegneten sie einem Wanderer. Als dieser sie erblickte, brach er in lautes Gelächter aus.

Was seh ich da für eine Narretei? rief er. Was ist das doch für ein Einfall, sich so mit einem Esel abzurackern, zu schinden und anzustrengen! Das habe ich mein Lebtag noch nicht gesehen.

Da sagte der Müller zu sich: Er hat recht. Wozu sich mit dem Esel abmühen? Er setzte seinen Sohn auf ihn und so zogen sie weiter auf dem Weg zur Stadt.

Tja, so kann es gehen. Erst schleppt man selber den Esel, was wirklich ziemlich blöde ist, dann kommt ein Kerl und lacht einen aus und schon sitzt  der Bengel auf dem Esel. Dann kommt ein weiterer Wanderer der wir verrückt schimpft, weil der Junge reitet und der alte Herr laufen muß. Also wechselt man wieder die Positionen und kaum sitzt man selber auf dem Esel, kommt ein junges Frollein daher und schimpft einen aus, weil der unglückliche Knabe sich im Staube der Straße dahinschleppen muß, währen man selber protzig auf dem Esel sitzt. Es ist nicht zum aushalten … komm mein Sohn, setzen wir uns beide auf den Esel und reiten gemeinsam bis zur Stadt. Und nun kommt was kommen mußte. Der nächste Wanderer ist ein Tierschützer dem das Wohl des Esels am Herzen liegt. Was seid ihr doch für herzlose Menschen. Das arme, schwache Tier kann sich ja kaum noch auf den Beinen halten. Tja, man kann es wirklich nicht allen Leuten recht machen.

Ischka und Milka

Nach einem Wasserschaden waren wir gezwungen, große Teile der Wohnung umzuräumen, neu zu sortieren und gleichzeitig zu überlegen, an welchen Dingen das Herz hängt und welche Sachen vielleicht doch wegkönnen. Unzählige Bücher haben wir an Stadtteilbibliotheken und Lesecafes abgegeben und während wir so über den Kisten hockten um die Bestände zu sichten, fanden sich immer wieder alte Schätzchen und liebgewonnene Kindheitserinnerungen. Oft waren es die ersten, eigenen Bücher, die wir selber ohne elterliche Hilfe gelesen hatten. „Ein Teufel namens Fidibus“, „Ponny Pedro“, „Vierbeinige Freunde“ von Vera Tschaplina (ich wollte damals auch unbedingt einen kleinen Löwen zu Hause haben) und dann ist da noch dieses Büchlein im roten Leinen mit dem Eselchen vorne drauf: „Menschen und Tierkinder“ von Olga Perowskaja.

Die Ferien begannen. Als meine Schwestern und ich heimkamen, waren alle im Gemüsegarten. Wir liefen schnell hin und zeigten unsere Zeugnisse. Darauf stand MIT AUSZEICHNUNG! Tüchtige Mädels, lobte die Mutter. Dafür müssen Vater und ich euch etwas schenken. Was meinst du, Vater? Sonja stieß mich verstolen mit dem Ellenbogen an: Sagˋs jetzt …

Ich hüstelte vor Aufregung und brachte hervor: Wir brauchen keine Geschenke.

Nanu, wieso denn?

“Das heißt, wir brauchen schon, gebt uns jedem einen Rubel, und so jedes Jahr, wenn wir mit Auszeichnung versetzt werden. Wir sparen nämlich für einen Esel.

(…)

Vater steiß den Spaten in die Erde, richtete sich auf und kramte in seinen Taschen. Ich sehe, ihr habt die Sache solide aufgezogen. Da möchte ich Teilhaber werden. Hier sind noch fünf Rubel. Das ist mein Beitrag. Nehmt eure Kröten und heidi auf zum Viehmarkt.

Olga Perowskaja, „Menschen- und Tierkinder“, mit Zeichnungen von W. Watagin und I. Godin, übersetzt von Leoni Labas, Progress Verlag, Moskau 1966, 264 Seiten.

Der Esel Cosidesimo

Gebrauchsanweisung für schöne Stunden.

Man benötigt, wenn kein gutes Wetter zur Hand ist, 1 Couch oder einen bequemen Sessel. Ich selbst bevorzuge unbedingt eine Couch – doch ein Sessel mit Hocker davor geht natürlich auch. Dazu eine Decke und diverse Kissen, 1 Tasse Tee (zum Nachmittag hin Kaffee), Kekse oder Schokolade (besser beides), bei Bedarf eine Lesebrille, wenigstens ein oder zwei Katzen, Ruhe und ein gutes Buch. Die Frage, was ein gutes Buch ist, die läßt sich relativ leicht beantworten: Ein gutes Buch handelt von wenigstens einem Esel und hier kommt mein Vorschlag für dieses Wochenende.

„Der Esel Cosidesimo“ von Bettina Weber

Von klein auf hört Cosidesimo, dass Esel dumm, störrisch und völlig überflüssig sind. Inzwischen glaubte er es schon selbst, bis er in dem liebenswerten Clown Cosimo und dem patenten Zirkusmädchen Chiara zwei Freunde findet, die mit ihm durch dick und dünn gehen.