Da sich das Eselbook der Pflege des Eselbegriffs verschrieben hat, ist kein wie auch immer gearteter Esel vor dem Eselbook sicher und heute ist nicht ganz ohne Grund der Drahtesel dran. Nur denken Sie mal nicht, Sie wüßten sofort worum es gehen würde. Einfach nur an das Fahrrad denken, welches teils scherzhaft als Drahtesel bezeichnet wird, dies wäre viel zu einfach. Radfahren kann jeder – ich z.B. bin in meiner Jugend mehrfach über den Harz und den Kyffhäuser und einmal sogar weiter bis nach Prag geradelt und habe zudem beste Erinnerungen an eine 700km Radtour mit Freunden durch Südfrankreich – und oft wird um die fahrbaren Untersätze ein großes Primborium gemacht. Das Besondere ist gerade gut genug und manch einer läßt sein Rad nur ungern aus den Augen. Martin z.B., unser Pianist, schiebt seinen Edelrenner zu jeder Probe zwischen allen Stuhlreihen der Bigband hindurch, um das gute Stück hinterm Piano vor Dieben zu verstecken – sicher ist sicher. Wenn er doch nur die Schuhe anbehalten würde …
Sie sehen, man kann um einen Drahtesel einen mächtigen Rummel veranstalten und vielleicht ist radfahren besser als gar kein Hobby. Nicht ganz uninteressant ist ja auch die Entwicklung des Wortes selber. Was lange Zeit Bicycle (engl.) oder le vélocipède bicycle (franz.) genant wurde, mußte im Zuge nationaler Bewußtseinsbildung während der Weimarer Republik natürlich eingedeutscht werden und auf Drängen deutscher Radfahrvereine – ohne Verein geht hier gar nichts – setzten sich die Begriffe Fahrrad, Radfahrer und Radler zunehmend durch. Doch was ein echter Drahtesel ist, war mir bis letzte Woche noch gar nicht klar und vermutlich wäre ich in meiner Jugend auch gekränkt gewesen, wenn jemand mein schickes Rennrad als Drahtesel bezeichnet hätte – heute wäre es in meinen Ohren natürlich so etwas wie der Ritterschlag für den fahrbaren Untersatz. E S E L! Was für ein schönes Wort und hier präsentiere ich Ihnen den einzig wahren und unglaublich kunstvollen DRAHTESEL.
Das tolle Drahteseltier wurde von der Mama meiner lieben Tanzfreundin Anja in Lagos (Algarve/ Portugal) aufgenommen und wie mir scheint, taugt der deutsche Drahtesel für viel mehr als nur zwei Räder mit Sattel, Lenker und Klingel … Platz da, jetzt komm ich. Merke! Ein echter Drahtesel nervt nicht.