Kennen Sie Antonius von Padua? Nein? Also das geht so nicht. Wer sich für Esel begeistert, sollte Antonius unbedingt kennen. Ich z.B. bin zwar Heide mit Leib und Seele, doch immer wenn mir etwas wegkommt rufe ich den heiligen Antonius an … oder meine Freundin (das kommt auf`s Gleiche raus) und schneller als gedacht ist der gesuchte Gegenstand wieder zurück bei mir. Antonius ist toll … fast so gut wie Freundin. Am Kühlschrank klebt ein Magnet mit dem Bildnis – des Antonius!, die Freundin hängt natürlich nicht am Kühlschrank – und davor werfe ich mich dann auf die Knie und hoffe auf Erinnerung. Manchmal finde ich lecker Vanille-Eis. Sie sehen, es funktioniert.
Der so um das Jahr 1190 als Antonius Patavinus in Lissabon geborene Antonius war Theologe, Franziskaner und Prediger und wurde schon wenige Monate nach seinem Tod 1231 heiliggesprochen – das ist Rekord. Und auf dem Wege dorthin gab es wenigstens ein überliefertes Esel-Erlebnis und davon möchte ich heute berichten. Vielleicht läßt sich die besonders schnelle Heiligsprechung auch durch die Eselgeschichte erklären. Ich könnte mir kaum einen besseren Grund vorstellen – heilig durch Esel. Also will ich mal versuchen, die Geschichte des Antonius zu erzählen.
Soweit bekannt, entstammte der Junge einer portugisischen Adelsfamilie und schon im Jugendalter begann seine Ausbilung zum Prister. Er trat dann wohl den Franziskanern bei, zog später als Missionar nach Marokko, wurde krank, mußte Afrika verlassen, geriet in einen schweren Sturm und kam in Sizilien an. Was nach Odyssee klingt ist auch ohne antike Monster ausgesprochen spannend. Antonius verbrachte etwas Zeit als Einsiedler, als ihm das zu langweilig wurde vertrat er die Franziskaner bei wichtigen Versammlungen und auf einem Konvent lernte er sogar den Ordensgründer Franz von Assisi kennen. Beeindruckt von derart viel Glaubenskraft legte sich Antonius richtig ins Zeug und weil er sehr gut formulieren konnte und seine Worte von großer Überzeugungskraft waren, wurde er nach Norditalien entsandt, wo er in der von Glaubensunruhen erschütterten Romagna den katholischen Gedanken unter Katharern und Waldensern verbreiten sollte.
Und glauben Sie mir, der Antonius war mit seinen Predigten sehr erfolgreich. Schließlich gehörte er zu den besten Rednern seiner Zeit. Am Ufer es Rimini z.B. sprach er zu den Fischen, weil die Bürger (damals garantiert nur Männer) ihn nicht hören wollten, und die steckten ihre Köpfe aus dem Wasser und lauschten andächtig seiner Stimme. Anschließend traten fast alle Bürger von Rimini umgehend zum katholischen Glauben über. Das nenne ich Überzeugungskraft. Da schnappen die Fische nach Luft, vermutlich wegen Umweltverschmutzung, und schon lassen sich die Leute taufen. Wunder über Wunder. Aber Fische sind noch lange kein Esel und deshalb geht die Geschichte jetzt weiter.
Es begab sich einmal, daß Antonius mit sturen Häretikern, die unbedingt an ihrer Irrlehre festhalten wollten, im Disput lag und Antonius wußte nicht, wie er diesen Herren Erleuchtung hätte beibiegen könnte (das Verbrennen von Ketzern kam erst später in Mode). Zugegeben ist es auch wirklich nicht besonders leicht, einem Ungläubigen die rettenden Eigenschaften des Sakraments der Eucharistie zu vermitteln. Ich käme auch nicht auf die Idee, beim Anblick einer geweihten Hostie sofort an die Anwesenheit von Jesus Christus zu denken. Doch derlei Zweifel hielten Antonius nicht vom missionieren ab. Er befahl, daß man sein Lasttier, einen braven Esel, für drei Tage ohne Futter einsperren sollte. Nach dieser Zeit würde er in Gegenwart der ganzen Zweifler den Grauen wieder herauslassen und das ausgehungerte Tier zwischen einer Schüssel mit Hafer und einer Hostie postieren. Antonius war unerschütterlich im Glauben und seiner Überzeugung nach würde selbst der hungrige Esel in der Hostie seinen Herrn erkennen und nicht sofort losfressen. Gesagt, getan, der Esel mußte drei Tage hungern, wurde anschließend zwischen Hafer und Hostie postiert und …
neigte seinen Kopf vor der Hostie und deutete einen Kniefall an.
Wie schon gesagt: Manche Dinge muß man glauben. Aber das ist ja das Schöne daran und wenn Sie mal etwas verbummeln, dann können Sie den heiligen Antonius anrufen. Der ist nämlich ein sehr vielseitiger Patron. Achtung, aufgemerkt. Antonius beschützt neben Bäckern und Schweinehirten, auch Bergleute, Reisende und Sozialarbeiter und er ist für das Auffinden verschwundener Dinge zuständig – weswegen er auch den Spitznamen Schlampertoni trägt.