Die Bestie des Gévaudan – Teil 3

Rückblick: Die Bestie wütet und greift scheinbar wahllos und an unterschiedlichen Orten immer wieder Menschen an. Frauen, Kinder und Männer, niemand ist sicher vor ihr, nirgendwo. Doch wer oder was versetzte hier ein ganzes Land in Angst und Schrecken? War es ein Wolf, ein Hund oder gar ein Bär?

Die Bestie als Kunstwerk in Langogne

Niemand war sicher in dieser Zeit und selbst in den eigenen Gärten und den Straßen der Ortschaften schlug das Ungeheuer gnadenlos zu. So auch im Januar 1765, als der kleine Jean an einem kalten Wintertag mit einer ganzen Gruppe anderer Kinder unterwegs war. Gemeinsam gingen die sieben Jungs nach der Dorfschule zu den Viehweiden, als sie im Bergland von Margeride (Auvergne-Rhone-Alpes) angegriffen wurden. Lange wehrten sich die Kinder mit ihren Stöcken und Mistgabeln gegen das Ungeheuer, doch es gelang der Bestie, den kleinen Jean Veyrier zu packen und ins Sumpfland zu verschleppen. Doch an diesem Tag sollte es kein Opfer geben. Jacques Portefaix, der Anführer der Jungs, steckte die Bande mit seiner Tapferkeit an und gemeinsam verfolgten sie die Bestie. Immer und immer wieder stachen und schlugen die mutigen Jungs auf das Tier ein und es gelang ihnen, den nur leicht verletzten Jean zu befreien, der mit einer Wunde am Arm davonkam.

Nur was hatten die Jungs da für ein Tier gesehen? Gegen was für eine Bestie hatten sie gekämpft? Wölfe und Bären werden die Dorfkinder (vielleicht nur aus Erzählungen) sicher gekannt haben und mit Hunden dürften alle von ihnen vertraut gewesen sein. Gibt es überhaupt Hunde, die einen erwachsenen Menschen (was mehrfach passiert ist) über viele Kilometer hinweg verschleppen können? Welcher Hund ist in der Lage einem Menschen den Kopf abzubeißen? 15 Opfer wurden regelrecht geköpft. Hatte ein Seefahrer ein gezähmtes, bis dahin unbekanntes Tier aus Afrika mitgebracht und böse abgerichtet?

Heute geht man von ziemlich genau 100 Todesopfern und 80 Verletzten aus. Von 1764 bis 1767 wütete die Bestie im Gebiet des Gevaudan/ Departement Lozere und weil man immer wieder Tiere erlegte, die direkt mit Übergriffen in Verbindung gebracht werden konnten, gehen Historiker heute davon aus, daß mehrere Tiere an den Angriffen beteiligt waren. Womit auch die Theorie ausscheidet, es könne sich um ein einzelnes, von einer Reise mitgebrachtes Raubier handeln. Zumal man heute weiß, daß sich Wildtiere – Hyänen und Hyänenhunde, Wölfe, etc. – zwar zähmen, aber nicht in dieser Form abrichten lassen. Sie bleiben scheu und eher ängstlich und deshalb bleibt ungewiß, welche Bestie/ oder Bestien hier so viele Menschen tötete(n). Das National Geographic vertrat die Hypothese, es könne sich um einen aus Gefangenschaft entkommenen männlichen Löwen handeln.

Und während der Bischof von Mende, ein rückwärtsgewandter Mann, die Bestie des Gevaudan als Geißel Gottes beschrieb und den Leuten von der Kanzel herab vom Zorn Gottes predigte, schickte der König seine Jäger, später eine ganze Einheit seiner Dragoner und im Februar 1765 wurde die größte Treibjagd aller Zeiten organisiert: 20.000 Jäger und Soldaten, dazu zahlreiche für kurze Zeit bewaffnete Bauern, Treiber und natürlich Hunde. Interessant ist, daß die Bestie aufgestöbert wurde und dennoch entkam. Ein kluges Tier?

Wölfe, die oft im Verdacht standen, wurden mehrfach erlegt und ein besonders großes Exemplar wurde ausgestopft im Königspalast in Versailles ausgestellt. Doch es half alles nicht, die Angriffe gingen weiter, bis am 19. Juni 1767 ein großes Tier erschossen wurde.

Was für ein Tier? Das ist bis heute nicht geklärt.