Abrafaxe

Sie waren die Helden meiner Kindheit und selbst heute, nach 42 Jahren, schaue ich gern in die Hefte, wenn diese mir irgendwo in die Hände fallen. Ja und vorgestern war so ein Tag. Ich war auf dem Rückweg von einer Dienstreise und kurz hinter dem schönen Örtchen Plau am See machte ich im Antik Café (einer Kombination aus Antikmarkt und Café) eine kurze Kaffeepause. Zuerst suchte ich mir einen schönen, alten, roten Holzklappstuhl aus, dann einen hübschen Blumenständer im 50er Jahrelook und als ich auf dem Weg zum Café einen Stapel Abrafaxe-Hefte entdeckte, griff ich mir den Stapel und machte es mir gemütlich – was im Antik Café kein Problem ist. Und während ich auf meinen Essen wartete, blätterte ich in den Comics, die inzwischen als längster Fortsetzungscomic der Weltgeschichte sogar im Guinnes-Buch der Rekorde stehen. Der einzige Unterschied zu früher ist, daß ich heute nicht mehr Zeile für Zeile lese und mittels der Helden gedanklich durch Welt und Geschichte reise, sondern interessiert schaue, ob ich nicht hier und da einen Esel entdecken würde. Hier ein Bsp. meiner Ausbeute. Es wären sicher noch ein paar Esel mehr geworden, doch dann kam das Essen und ich mußte ja auch weiter nach Hause fahren.

Abbildung: Mosaik Nr. 3/ 1981 „Der Trank des Vergessens“, S. 18

Das Mosaik erschien damals als „Bilderzeitschrift“ und wurde vom Zentralrat der FDJ herausgegeben. Unter d. Lizens-Nr. 1233 des Presseamtes wurde es beim Vorsitzenden des Ministerrates der DDR veröffentlicht. Ausgezeichnet mit einer Goldmedaille der Pionierorganisation, erscheint die Zeitschrift bis heute monatlich im VERLAG JUNGE WELT, Berlin. Der Abonnementspreis war 1,80 M. Verlagsdirektor war damals Manfred Rucht, Chefredakteur W. Altenburger und künstler. Leiter Lothar Dräger wurde 89 Jahre alt. Er verstarb 2016. Gestaltet wurde das Mosaik damals vom Mosaik-Kollektiv J. Arfert, I. Behm, H. Boche, B. Lehmann, E. Reitzl, Lona Rietschel (sie gilt als die Schöpferin der Hauptfiguren. Frau Rietschel verstarb 2017), H. Sott, U. Stephans, I. Wittig und S. Zahl. Gedruckte wurde in Dresden bei: Grafischer Druckbetrieb Völkerfreundschaft Dresden.

Bis heute gibt es die Geschichten und Abenteuer von Abrax, Brabax und Califax – zusammen sind sie die ABRAFAXE – jeden Monat neu zu kaufen. Die drei kleinen, koboldähnlichen Helden reisen auf der Welt und in der Weltgeschichte umher und ich verdankte ihnen und ihren Vorgängern, den DIGEDAGS von Hannes Hegen, damals einen Großteil meines Geschichtswissens und der geographischen Kenntnisse. Denn im Gegensatz zum normalen DDR-Bürger konnten die Abrafaxe sich ungehindert überall hin begeben. Heute ist das Mosaik mit 70.816 (Wikipedia) die auflagenstärkste Comiczeitschrift aus deutscher Produktion (im Feb. diesen Jahres überholte das Mosaik sogar das Micky Maus-Magazin) und ein Großteil der Leser und Leserinnen ist wohl älter als 30 Jahre. Ich vermute mal, daß derart schöne und intelligente Lese-Comic-Unterhaltung heutzutage mehr etwas für Erwachsene ist, während sich Kinder und Jugendliche mehr mit dem Telefon befassen.

Und so sahen und sehen die ABRAFAXE aus. Heft 1 der Serie von 1976. Hab ich natürlich gesammelt.

ABRAFAXE Heft 1 von 1976

Und wie gesagt, auch Eselfreunde kommen auf ihre Kosten.

Abbildung: Mosaik Nr. 9/ 1980, S. 5

Abbildung: Mosaik Nr. 7 von 1980, S. 3