Bricklebrit – ein Zauberspruch für Esel

Schon vor langer Zeit wußten die Menschen was man braucht, um sorgenfrei leben zu können: Erstens einen immer wohlgefüllten Tisch, im Portemonnaie genügend Geld und bei Bedarf einen Knüppel, der bösen Leuten den Hintern versohlt. Alle drei Dinge zusammengenommen sind selten und erschienen schon damals märchenhaft, weshalb die Brüder Grimm die Geschichte aufschrieben.

Tischchen Deck Dich, Goldesel und Knüppel aus dem Sack

 

Illustration Werner Klemke

Illustration Werner Klemke

Der erste wichtige Hinweis des Märchen lautet: Traue niemals einer Ziege die davon spricht satt zu sein und kein Blatt mehr mögen würde. Spätestens wenn der Vater mit ihr spricht lügt sie wie gedruckt und meint nur über Gräben gesprungen zu sein und kein einziges Blättelein zu fressen gefunden zu haben – mäh! Mäh! Und schwups, schon ist der erste Sohn weg, weil Papa der Ziege vertraut (das gibt es bestimmt öfters), tags drauf passiert es noch einmal und selbst den dritten und letzten Sohn jagt der Schneider wegen angeblicher Vernachlässigung der Ziege aus dem Haus. Am vierten Tage geht er selber mit dem Mistvieh auf die Weide und auch mit ihm treibt das Tier sein böses Spiel. Der Schneider-Vater erkennt, daß er seine drei Söhne zu Unrecht aus dem Haus gejagt hat, er rasiert der Ziege den Kopf und treibt sie fort. Das Motto lautet: Lieber allein, als zusammen mit einer blöden Ziege.

Die drei Jungs aber nutzten die Zeit in der Fremde für handwerkliche Ausbildungen. Sie wurden Schreiner, Müller und Drechsler, lauter schöne Handwerke mit goldenem Boden und zum Abschluß der Lehrzeit gab es praktische Geschenke. Der Schreiner Geselle bekam das Tischchen Deck Dich, der Müller den Goldesel und der Drechsler einen Sack mit Knüppel. Praktisch, praktisch, wenn nur nicht der gemeine Gastwirt wär, der die ersten beiden Jungs beklaut und sie damit um ihr Lehrgeld brachte. Was dazu führt, daß die Burschen wieder recht nutzlos vor dem Vater stehen. Doch dann kommt Sohn Nr. 3, der stattet dem diebischen Wirt einen Besuch ab, der Knüppel leistet ganze Arbeit, Tisch und Esel kommen wieder zu ihren Besitzern und alles wird gut. Schönes Märchen! Ich nehm den Esel, der auf ein Tuch gestellt vorn und hinten Gold speit, wenn man die Zauberformel BRICKLEBRIT spricht.

Illustration von Werner Klemke

Illustration von Werner Klemke

Die Bremer Stadtmusikanten – ein Märchen mit Esel

Illustrationen von Werner Klemke, Kinderbuchverlag Berlin, 1963, S. 454

Illustrationen von Werner Klemke, Kinderbuchverlag Berlin, 1963, S. 454

Es hatt ein Mann einen Esel, der schon lange die Säcke unverdrossen zur Mühle getragen hatte, dessen Kräfte aber nun zu Ende gingen, so daß er zur Arbeit immer untauglicher ward. Da dachte der Herr daran, ihn aus dem Futter zu schaffen, aber der Esel merkte, daß kein guter Wind wehte, lief fort und machte sich auf den Weg nach Bremen: Dort, so meinte er, könne er Stadtmusikant werden.

Illustrationen von Werner Klemke, Kinderbuchverlag Berlin, 1963, S. 454

Illustrationen von Werner Klemke, Kinderbuchverlag Berlin, 1963, S. 454

Gute Idee wie ich finde. Mit Straßenmusik Geld verdienen ist genau das, was ich auch vorhabe, um die spätere Rente aufzubessern. Der Esel lief also los und kurze Zeit später traf er auf einen alten Jagdhund, der altersbedingt nicht mehr richtig jagen konnte. Die beiden wurden sich fix einig und schon gingen sie gemeinsam des Wegen, dem sich noch eine alte Katze und ein Hahn, dem der Kochtopf drohte, anschlossen … schon war es eine kleine Kapelle. Der Esel wollte die Laute spielen, für dem Hund waren die Pauken, was die Katze darbieten sollte ist nicht überliefert und der Hahn mußte natürlich singen.

Im Wald, als sie ein Nickerchen machen wollten, entdeckten sie ein schönes Haus, darin Räuber beim Abendbrot, und weil unsere Bremer Stadtmusikanten hungrig waren und einen guten Schlafplatz suchten, vertrieben sie die bösen Räuber aus dem Haus, verputzten die ganzen Lebensmittel und legten sich gemütlich schlafen.

Illustration von Werner Klemke, in " Die Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm", Kinderbuchverlag Berlin, 1963, S. 454

Illustration von Werner Klemke, in “ Die Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm“, Kinderbuchverlag Berlin, 1963, S. 454

Es geht dann noch ein wenig weiter, weil ein Räuber zurückkam und nachschauen sollte, vor wem man da Reißaus genommen hatte. Doch auch diese Hürde nahmen die vier Weggefährten und am Ende war alles gut.

Und das Märchenbuch mit Illustrationen von Prof. Werner Klemke (1917-1994) ist für mich eine der schönsten Kindheitserinnerungen. Sein Nachlaß übrigens ging ans Klingspor-Museum in Offenbach am Main.